Sie sind hier
Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt
Themen:
aus der Pressenotiz des Ministeriums des Inneren:
In diesem Forschungsprojekt sind in 61 zufällig ausgewählten Landkreisen und kreisfreien Städten rund 53.000 Schülerinnen und Schüler der vierten und neunten Jahrgangsstufen befragt worden. Zu dieser vom BMI finanzierten und in den Jahren 2007/ 2008 in der wissenschaftlichen Verantwortung des KFN durchgeführten Schülerbefragung liegt nun ein erster Forschungsbericht vor, der sich primär mit der Jugendgewalt und anderen Formen der Jugenddelinquenz aus der Opfer- wie auch aus der Täterperspektive befasst. Der Abschlussbericht zu diesem Forschungsprojekt wird vom KFN in der zweiten Jahreshälfte 2009 vorgelegt, wobei Schwerpunkte dann insbesondere bei der Kinderdelinquenz, der Integration und den kommunalen Präventionsbemühungen liegen werden.
Prof. Dr. Pfeiffer hob als wesentliche Ergebnisse hervor: „Gestützt auf frühere Schülerbefragungen, die vom KFN seit 1998 in zehn Gebieten durchgeführt wurden, und den heute präsentierten Befunden der bundesweiten Datenerhebung können wir breit fundierte Aussagen vorlegen. Besonders ist dabei hervorzuheben, dass die Jugendgewalt in den seit 1998 untersuchten Städten entgegen der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung überwiegend leicht gesunken oder zumindest weitgehend konstant geblieben ist. Eine deutliche Zunahme ist in einem Teil der Gebiete jedoch bei Körperverletzungsdelikten zu verzeichnen. Die Tatsache, dass die Polizei insgesamt betrachtet steigende Zahlen der Jugendgewalt registriert, steht dazu nicht im Widerspruch. Es hat nämlich auch dank der engagierten Vertrauenswerbung der Polizei an Schulen die Anzeigebereitschaft der jugendlichen Opfer von Gewalttaten deutlich zugenommen.“ Zur Erklärung der insgesamt betrachtet eher positiven Trends verweist Prof. Dr. Pfeiffer insbesondere auf sinkende Raten innerfamiliärer Gewalt gegen Kinder und Jugendliche, auf eine steigende Missbilligung der Jugendgewalt durch Gleichaltrige, durch Lehrerinnen und Lehrer und durch die Eltern. Zusätzlich würden die vorliegenden Forschungsergebnisse eindrucksvoll belegen, dass Maßnahmen zur sozialen und schulischen Integration von Jugendlichen mit Migrationshintergrund präventive Wirkung entfalten.
Mit großer Sorge sieht Prof. Dr. Pfeiffer die von den deutschen Jugendlichen berichteten ausländerfeindlichen Einstellungen und Verhaltensweisen. So seien rund 14,4 Prozent der befragten Jugendlichen als „sehr ausländerfeindlich“ einzustufen (19 Prozent der Jungen, 9,6 Prozent der Mädchen). Von den befragten Jungen und Mädchen gaben zudem 4,9 Prozent bzw. 2,6 Prozent an, Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe oder Kameradschaft zu sein. Auf antisemitische Einstellungen lassen die Antworten von 6,4 Prozent der Jungen und 2,1 Prozent der Mädchen schließen.
Auffallend sind hierbei die starken regionalen Divergenzen in den Befunden. Für Wissenschaft und Praxis eröffnen die vorliegenden Daten viel versprechende Perspektiven zur Erklärung und Prävention des Rechtsextremismus. Durch einen Vergleich der Lebensbedingungen der Jugendlichen in diesen beiden Gruppen von Städten und Landkreisen wird das KFN nun Erkenntnisse dazu erarbeiten, was den Rechtsextremismus fördert und was ihm nachhaltig den Boden entzieht.
von:
Ärztliche Versorgung Minderjähriger nach sexueller Gewalt ohne Einbezug der Eltern