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22.07.2022
Projekt

Teilhabe junger Menschen im Übergang zwischen stationärer Jugendhilfe und Erwachsenenleben

Die CLS-Studie ist eine Langzeitstudie über die Lebensverläufe von jungen Menschen, die zeitweilig in Wohngruppen und Pflegefamilien gelebt haben. Sie läuft über mehrere Jahre und beginnt, wenn die Jugendlichen noch in den Wohngruppen oder Pflegefamilien leben. Mit der CLS-Studie soll untersucht werden, vor welchen Herausforderungen Jugendliche in diesen unterschiedlichen Bereichen stehen, wenn sie aus Wohngruppen oder Pflegefamilien ausziehen. Die Studie wird über mehrere Jahre durchgeführt durch einen Projektverbund der Stiftung Universität Hildesheim, DJI, IGFH und GISS.

Eine bundesweite Langzeitstudie untersucht die Teilhabemöglichkeiten von jungen Erwachsenen im Übergang von der stationären Jugendhilfe ins Erwachsenenleben. Das Forschungsteam befragt dazu mehr als tausend Jugendliche und junge Erwachsene, die zum jetzigen Zeitpunkt noch in Pflegefamilien, Wohngruppen oder anderen betreuten Wohnformen leben.

Die Studie „Care Leaver Statistics I Soziale Teilhabe im Lebensverlauf junger Erwachsener“ (CLS-Studie) ist die erste Langzeituntersuchung zum Verlassen der stationären Kinder- und Jugendhilfe, dem Leaving Care. Jugendliche und Erwachsene, die einen Teil ihres Lebens in einer Pflegefamilie, Wohngruppe oder anderen Wohnformen der Jugendhilfe gelebt haben, bezeichnen sich auch als Care Leaver*innen. Ihre Lebensverläufe und Teilhabemöglichkeiten stehen im Mittelpunkt der CLS-Studie. Die Studie befragt dafür die Gruppe der jetzt 16- bis 19-Jährigen im Übergang aus der Jugendhilfe – also vor, während und nach dem Auszug.

„Wir wissen immer noch zu wenig über die Lebensverläufe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die die Jugendhilfe verlassen,“ sagt der an der Studie beteiligte Prof. Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim. Martina Pokoj, Mitarbeiterin der Studie am Deutschen Jugendinstitut, ergänzt: „Bei der Entwicklung der Fragebögen für die jungen Menschen haben wir berücksichtigt, dass ihre Lebensverläufe und ihre Erfahrungen vielfältig sind – und uns interessiert auch, was sie als hilfreich wahrnehmen, um ihr zukünftiges Leben zu gestalten.“

Das Forschungsprojekt beschäftigt sich insbesondere mit der Teilhabe der Care Leaver*innen im Übergang, beispielsweise in Bezug auf Wohnen, Bildung, Gesundheit und Freizeit. Es geht um die Frage, wie es ihnen im Laufe der Zeit geht, mit welchen Schwierigkeiten sie beim Auszug aus der Pflegefamilie oder Wohngruppe konfrontiert sind und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Insgesamt werden 2.000 Jugendliche aus Pflegefamilien und aus stationären Einrichtungen der Jugendhilfe befragt. Die ersten Befragungen werden noch dieses Jahr stattfinden und von infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt. Die Antworten der jungen Menschen werden in der Studie statistisch ausgewertet. Erste Ergebnisse werden 2023 vorliegen. Die quantitative Panelstudie soll über sieben Jahre gehen, dabei werden die Befragungen jährlich wiederholt. Mit der Auswertung kann die bestehende Lücke in Bezug auf verlässliche Daten zum Prozess des Leaving Care geschlossen werden.

Im CLS-Forschungsverbund arbeiten Wissenschaftler*innen vom Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim, vom Deutschen Jugendinstitut, der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung und der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen zusammen.

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, das die Studie fördert, gab zu den abgeschlossenen Vorbereitungen eine positive Rückmeldung und äußerte sich erfreut, dass die Erhebung der CLS-Studie nun startet und in diesem Jahr erstmals junge Menschen befragt werden.

Pressemitteilung vom 22. Juli 2022 der IGFH zur CLS-Studie

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