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Wir stellen vor: Die Arbeit der Kinderschutzzentren
Themen:
Die Kinderschutz-Zentren beschäftigen sich mit allen Formen der Kindesmisshandlung. Dabei orientieren sie sich in ihrer Arbeit an folgender Definition von Kindesmisshandlung:
Kindesmisshandlung stellt eine nicht zufällige, gewaltsame psychische und/oder physische Beeinträchtigung oder Vernachlässigung des Kindes durch Eltern/Erziehungsberechtigte oder Dritte dar, die das Kind schädigt, verletzt, in seiner Entwicklung hemmt oder zu Tode bringt.
Diese Definition umfasst die Vernachlässigung, die psychische, seelische, körperliche und sexuelle Gewalt in unterschiedlichen Schweregraden.
Die verschiedenen Formen von Gewalt sind häufig miteinander verbunden. Gewalt gegen Kinder ist aber kein abgrenzbarer Tatbestand. Wie sehr gewaltförmiges Handeln schädigt, ist abhängig von den Kontexten, in denen es geschieht. Je nachdem, wie stark, wie häufig, in welchem Alter, wie lange und von welchen Bezugspersonen sie erfolgen und in welcher Bindungsqualität das Kind zum Erwachsenen steht. Ferner ist der Schweregrad der Schädigung des Kindes von vielen weiteren Faktoren, wie z.B.: dessen Lebensumwelt wie Lebensqualität, seiner sonstigen tragenden Beziehungen, Freundeskreis, etc. abhängig.
Nicht die Aufklärung einer Tat, sondern der Schutz des Kindes und die Hilfen für Mütter und Väter bilden den Mittelpunkt der Arbeit der Kinderschutz-Zentren. Viele Faktoren bestimmen und gestalten diesen Prozess. Die Kinderschutz-Zentren begreifen gewaltförmige Verhältnisse in Familien als Ausdruck eines Scheiterns, des Scheiterns eines einzelnen Menschen, von sozialen Beziehungen, sowie des Familien- und Gesellschaftssystems. Dieser Unterschiedlichkeit stets Rechnung zu tragen und das fachliche Handeln danach auszurichten gehört zum Selbstverständnis der Arbeit.
Vernachlässigung
Hiermit ist die andauernde oder wiederholte Unterlassung fürsorglichen Handelns, das zur Sicherstellung der physischen und/oder psychischen Versorgung des Kindes notwendig ist, gemeint. Dies kann auf aktive wie passive Art und Weise geschehen, aufgrund unzureichenden Wissens oder Einsicht oder weil der Erwachsene sich selbst in einer Krise befindet (z.B. schwere Depression).
Kinder werden in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und geschädigt, wenn sie keine hinreichende Fürsorge (Ernährung, Pflege, gesundheitliche Versorgung), Aufsicht (z.B. Schutz vor Gefährdungen) und Anregung (zur motorischen, geistigen, emotionalen und sozialen Entwicklung) für ihr psychisches und physisches Wohlergehen erhalten. Sie können in der Entfaltung und im Zuwachs ihrer Autonomie unterfordert oder auch unterdrückt werden, ebenso aber auch in eine überfordernde Pseudo-Erwachsenheit (Versorgungsumkehr zwischen Eltern und Kind) gedrängt werden.
Vernachlässigung geht häufig mit materieller Not und sozialer Randständigkeit einher. Aber auch beim äußerlichen Anschein materiellen Wohlstandes kann emotional-soziale Vernachlässigung entstehen, z.B. bei ausgeprägter Arbeitstätigkeit beider Eltern, die wenig Kraft und Zeit belässt für eine fürsorgliche Gestaltung familiärer Beziehungen. Diese stille und häufig vorab unauffällige Form der Gewalt gegen Kinder wird oft übersehen, in ihren Auswirkungen unterschätzt und von Hilfeeinrichtungen vernachlässigt, bis betroffene Kinder und Jugendliche dissoziales Verhalten zeigen oder durch "Opferschaft" auffällig werden. Zudem ist es häufig die Vernachlässigung, aus deren Boden sich weitere Gewaltformen entwickeln
Psychische/ seelische Gewalt
Hiermit ist bewusstes oder unbewusstes "erzieherisches" Verhalten gemeint, dass Kinder durch Bestrafung und Herabsetzung bedeutend in ihrer Entwicklung beeinträchtigt und schädigt.
Kinder werden beschimpft, abgelehnt, gedemütigt, herabgesetzt, zum Sündenbock gemacht oder eingesperrt. Sie erfahren sie zum Beispiel (ständige) Drohungen, Verlassen werden, Strafen, Liebesentzug, Ignorieren, Korrumpieren und Verbot von Außenkontakten. Auch überbehütendes, überfürsorgliches Verhalten Erwachsener kann die kindliche Entfaltung behindern und Gefühle von Ohnmacht, Wertlosigkeit und Abhängigkeit vermitteln. Ebenso erleiden Kinder, die zu früh in die Rolle Erwachsener gedrängt werden, sowie Kinder, die Zeugen elterlicher Gewalt sind, psychischen Schaden.
Seelische Gewalt geht mit jeder körperlichen Gewalt einher, da jede körperliche Gewalt eine Demütigung für das Kind bedeutet
Körperliche Gewalt
Hiermit ist die nicht zufällige, sozial (z.B. aus medizinischen Gründen oder zum Schutz der Kinder vor weiterer Selbstgefährdung) nicht legitimierte Zufügung körperlicher Schmerzen gemeint, die mit der Absicht oder unter Inkaufnahme der Verursachung ernsthafter physischer Verletzungen begangen wird.
Kinder sind vielen Varianten von körperlicher Gewalt ausgesetzt. Sie werden geschlagen, geschüttelt, gestoßen. Sie erleiden Verbrennungen, Knochenbrüche, innere Verletzungen. Die Palette reicht weit: von "einer Ohrfeige, die noch niemandem geschadet hat", bis zu regelmäßigen "Erziehungsmaßnahmen" oder krisenhaft heftigen Handlungen mit schweren Verletzungen oder Todesfolge
Sexuelle Gewalt
Wir verstehen darunter jede Einbeziehung eines Kindes in eine sexuelle Aktivität, die gegen seinen Willen durchgeführt wird und/oder zu der das Kind aufgrund seines emotionalen, kognitiven und sprachlichen Entwicklungsstandes gar kein wissentliches Einverständnis geben kann. Für die Erwachsenen oder deutlich älteren Jugendlichen geht es zum einen um die sexuelle Erregung bzw. Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse. Ebenso geht es ihm um eine illusionäre Erlangung von Selbstsicherheit und die Herstellung von Beziehungsmacht im Kontext körperlich–sexueller Nähe. Sie nutzen ihre Machtposition und Autorität, sowie die Liebe und Loyalität der Kinder zu deren manipulativer Verstrickung; um sie zur Kooperation und Geheimhaltung zu veranlassen und sie in Abhängigkeit zu halten. Die kindlichen Wünsche nach Zuwendung und Nähe, werden undifferenziert als die eigenen erwachsenen Bedürfnisse missverstanden und missbraucht.
Gerade emotional vernachlässigte Kinder zeigen häufig eine hohe Verführ- und Verfügbarkeit, die missbrauchende Erwachsene manipulativ für sich zu nutzen wissen. Ebenso tragen Kinder, die durch gewaltförmige Erziehung und/oder Misshandlung unterwerfungsbereit sozialisiert wurden, ein erhöhtes Risiko sexuell ausgebeutet zu werden.
Die vielfältigen Misshandlungsformen reichen von verbaler sexueller Belästigung, pseudoedukativen Kontakten (unangemessenes Berühren der Genitalien der Kinder ausgewiesen als Sexualaufklärung), über Masturbationshandlungen, bis zu Oral-, Vaginal- und Analverkehr.
Nähere Informationen finden Sie hier auf den Seiten der Kinderschutzzentren: www.kinderschutz-zentren.org