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Wie suchen Jugendämter Pflegefamilien?
Themen:
Jugendämter beschreiten verschiedene Wege der Werbung und Information, um Menschen für das Pflegeeltern-Sein zu interessieren:
- Stadtweite Werbekampagnen
- Borschüren, Flyer und Plakate z.B. in Ämtern, bei Kinderärzten, Kitas
- Stände bei Stadtfesten
- Lokale Zeitungen, Fernsehsendungen und Radioberichte
- Vorstellig werden bei Kirchengemeinden, Schulen, Kitas
- Ehrungen und Feste für Pflegeeltern, von denen berichtet wird
- Zusammenarbeit mit Pflegefamilienvereinen
- Kontakte mit Vertretern von Zuwanderern
- Internet
Internetangebote der Jugendämter
Als ich die verschiedensten Internetseiten der Jugendämter miteinander verglichen habe, fiel mir auf, dass sie nicht nur unterschiedlich aufwendig und umfangreich waren, sondern auch in ihren Inhalten unterschiedliche Schwerpunkte verdeutlichten. Die meisten Internetseiten erläutern kurz und verweisen dann auf den Pflegekinderdienst der Kommune.
Einige Kommunen heben die Wichtigkeit des Anliegens hervor, indem sie das, was sie wollen (interessierte Personen für ein Pflegekind finden) ausführlicher darlegen, Bedingungen und Hilfen beschreiben und dabei auch die Personen, die sich darum kümmern erwähnen.
Hierzu das Beispiel der Stadt Hof:
Kinder brauchen Zukunftschancen: Pflegeeltern gesucht!
Wer Pflegekindern, also Kindern anderer Eltern, ein Heim bieten möchte, ist beim städtischen Jugendamt in Hof in der Klosterstraße 23 an der richtigen Adresse. Karin Kraus, Petra Hick und Doris Rehbach arbeiten im Pflegekinderdienst und halten stets Ausschau nach aufgeschlossenen und belastbaren Menschen, möglichst Paaren, die jungen Erdenbürgern eine Chance geben, in einer Familie beziehungsweise einem familienähnlichen Gefüge aufzuwachsen. Es werden Pflegeeltern gebraucht, die bereit sind, ein Kind quasi als Gast aufzunehmen. Die es zwar liebevoll in die eigene Familie integrieren, ihm aber gleichzeitig die Möglichkeit der Rückkehr zu den leiblichen Eltern offenlassen. Wie lange die Kinder nämlich in ihrer „neuen Familie“ bleiben und ob sie eventuell aus einer sogenannten Vollzeitpflege heraus einen dauerhaften Platz bei ihren Ersatzeltern finden, zeigt sich oft erst im Laufe der Zeit. Karin Kraus sagt: „Wenn sich die Situation bei den leiblichen Eltern stabilisiert, steht einer Rückführung nichts im Wege.“ André Klust, Sachgebietsleiter der Jugendhilfe, ergänzt: „Die leiblichen Eltern müssten sich in dem Fall erst wieder im Alltag beweisen.“
Das Fachpersonal im Stadtjugendamt schildert tragische Fälle, die dazu führen, dass Eltern nicht mehr für ihr Kind sorgen können oder dürfen. Es geht zum Beispiel um Missbrauch oder um extreme Vernachlässigung aus einer Überforderungssituation heraus; um psychische Erkrankungen, verbunden mit der Unfähigkeit, der Fürsorgepflicht nachzukommen, oder – und vor allem das kommt in letzter Zeit häufig vor – um gefährlichen Drogenkonsum. Das Krankenhaus, Ärzte, Nachbarn oder Betreuer machen auf die Missstände aufmerksam. Manchmal sind die betroffenen Familien dem Jugendamt bereits bekannt. „Uns wurden Babys auch schon einfach auf den Schreibtisch gelegt.“ Die menschliche Seele scheint unergründlich und lässt psychologisch immer wieder tief blicken. Egal, ob Säugling, Kleinkind, Schulkind oder Jugendlicher – alle brauchen unter den beschriebenen Umständen ein neues Zuhause. Zumindest für eine bestimmte Weile. Sie sehnen sich nach – wie es Doris Rehbach schön ausdrückt: „Ersatzeltern auf Zeit!“
Jedes Kind ist eine eigene kleine Persönlichkeit. Sucht Zuwendung, Verlässlichkeit, Vertrauen und Lebensfreude. Es braucht für seine Erziehung ein bestmöglich passendes Pendant, was die Pflegeeltern betrifft. Für die gibt es beim Jugendamt keine Warteliste, sondern vielmehr eine Art Bewerberpool. Denn wichtig ist: Die Chemie zum Pflegekind muss passen! Deshalb übernimmt aus Notsituationen heraus zunächst die Bereitschaftspflege für einige Wochen die Betreuung. Sie wird in Hof von vier Familien ausgeübt, so lange, bis die Situation geklärt ist und die „richtigen“ Pflegeeltern gefunden sind. „Wir lassen uns Zeit“, sagt André Klust und meint: „Zum Wohle des Kindes!“ Nicht selten, dass Kinder erst einmal entlaust werden oder einen Drogenentzug über sich ergehen lassen müssen. In der „Clearing Phase“ wird auch geprüft, ob der junge Mensch verhaltensauffällig oder behindert ist, eine stationäre Behandlung braucht. Unter Umständen könnte dann eine Pflegefamilie die Verantwortung nicht stemmen.
„Natürlich stellen wir auch gewisse Erwartungen an die neuen Eltern“, informiert Petra Hick. Davor muss aber niemand Angst haben. Denn bevor man sich mit einem Lebenslauf bewirbt, ein medizinisches Gutachten darüber vorlegt, dass keine lebensverkürzenden Suchterkrankungen vorliegen, und geordnete wirtschaftliche Verhältnisse nachweist, findet vorab ein ausführliches Informationsgespräch mit dem Amt statt. Das Alter der Pflegeeltern spielt eine untergeordnete Rolle. Eine pädagogische Vorbildung muss nicht sein, auch wenn das Amt natürlich eine „gewisse Qualifikation“, pädagogisches Geschick und Einfühlungsvermögen voraussetzt. Es spricht nichts dagegen, dass gleichgeschlechtliche Partner ein Pflegekind bei sich aufnehmen. Allgemein sollte jede Partnerschaft, die sich Familienzuwachs wünscht, intakt und tragfähig sein. Auch Kinder, die bereits in der Familie leben, sind kein Hindernis für eine Pflegschaft. Im günstigsten Fall – so weiß es das Jugendamt aus Erfahrung – ist das Pflegekind das jüngste Familienmitglied. Wenn man sich darauf einlässt, Pflegeeltern zu sein, ist es ganz wichtig ist, dass man sich selbstkritisch immer wieder unter die Lupe nimmt, um sein erzieherisches Handeln zu überdenken und in die richtigen Bahnen zu lenken. Zeit für das Kind sollte man mitbringen, Verständnis und Geduld haben. Das alles vermittelt das Gespräch mit den drei Hofer Pflegedienst-Damen und deren Chef.
Das Jugendamt lässt Pflegeeltern nicht allein, sondern begleitet das Pflegeverhältnis laufend – längstens bis zum 18. oder sogar 21. Lebensjahr des Pflegekindes. Das Jugendamt hält sich im Hintergrund, ist aber dennoch präsent. So erkennt es im Vorfeld etwaige Krisen. Durch amtsinterne Hilfeplanverfahren wird der Kontakt nicht nur vom Schreibtisch aus, sondern auch mit der Familie vor Ort (Hausbesuche), gewährleistet. Pflegeeltern bekommen so viele Informationen wie möglich über ihr Pflegekind an die Hand. Gespräche mit Ärzten, Kindergärten, Schulen, Ausbildern etc. sind seitens des Amtes, je nach Bedarf, selbstverständlich.
Elternschaft auf Zeit heißt nicht Liebe auf Zeit, denn sicherlich sind sich Pflegeeltern und Pflegekind ihr ganzes Leben lang darüber bewusst, was sie sich einmal vertraut gemacht haben. Ein sicherlich schönes Gefühl, für beide Seiten.Zur Pflegeelternschaft
- Ein Pflegekind – im Gegensatz zum Adoptivkind – bleibt rechtlich gesehen das Kind seiner Eltern, lebt aber in einer Pflegefamilie. Es hat zwei Familien. Können die Eltern die elterliche Sorge nicht mehr ausüben, wird sie ganz oder teilweise einem Vormund übertragen. Die Pflegeeltern sind Vertragspartner des Jugendamtes und erbringen als Privatfamilie eine Dienstleistung für die Herkunftseltern des Kindes beziehungsweise für den Vormund.
- Je nach Wohnort übernimmt das jeweilige Jugendamt (Stadtjugendamt Hof oder Landkreisjugendamt) das Eignungsüberprüfungsverfahren interessierter Paare. In Zusammenarbeit mit der Diakonie Hochfranken gibt es Vorbereitungsseminare.
- Vollzeitpflege heißt, Tag und Nacht für das Pflegekind zu sorgen.
- Das Stadtjugendamt organisiert zusammen mit der Volkshochschule des Landkreises Pflegeelternabende mit unterschiedlichen Inhalten.
- Zur Zeit sind in der Stadt und dem Landkreis Hof rund 50 Pflegekinder in circa 35 Familien untergebracht.
Nähere Informationen zur Pflegeelternschaft gibt es beim Stadtjugendamt
In der Werbung um Pflegekinder stellt sich immer wieder die Frage, ob es sinnvoll, hilfreich und vertretbar ist, neben den allgemeinen Erklärungen zur Pflegekindschaft auch einzelne Kinder vorzustellen, die eine Pflegefamilie brauchen. Darüber hinaus informiert sie auch über die konkreten finanziellen Leistungen, welches ebenfalls auf den Internetseiten eher unüblich ist.
Die Stadt Karlsruhe geht diesen Weg und stellt auf ihrer Internetseite auch einzelne Kinder und die dazu gehörenden Leistungen vor:
Kinder die eine Pflegefamilie suchen
Jonas ist ein 3,5 Jahre alter, fröhlicher Junge der gerne mit Autos spielt und Bilderbücher anschaut. Er lebt momentan in einer Bereitschaftspflegefamilie in der er viele Rituale benötigt, um sich in dieser Umbruchsituation zu Recht zu finden. Unter der Woche besucht Jonas einen Ganztagskindergarten.
Zur leiblichen Mutter, die momentan die Versorgung und Erziehung Ihres Sohnes nicht leisten kann, finden regelmäßige Besuchskontakte statt. Jonas soll für mindestens ein Jahr in einer Vollzeitpflegefa-milie leben, mit der Option der Rückführung zur Mutter, wenn sich deren Lebenssituation stabilibisiert.
Deshalb suchen wir ...
Eine liebevolle Pflegefamilie für Jonas im Raum Karlsruhe (maximal eine Stunde Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln in den Landkreis), welche die Beziehung zu seiner Mutter und weiteren Verwandten unterstützt und fördert und sowohl für eine zeitliche Befristung als auch für eine dauerhafte Vollzeitpflege offen sein kann.Wir bieten an
- ortsübliches Pflegegeld, 777 Euro plus anteiliges Kindergeld
- einmalige Beihilfen und Zuschüsse
- kontinuierliche fachliche Beratung und Fortbildungen
- Austausch mit anderen Pflegefamilien
Pflegefamilie für Anja gesucht, 2,5 Jahre alt
Anja ist ein 2,5 Jahre altes, nettes Mädchen mit Entwicklungsverzögerungen im sprachlichen und motorischen Bereich, welches aber große Fortschritte in der Bereitschaftspflegefamilie macht. Unter der Woche besucht Anja vormittags einen Integrationskindergarten. Sie ist gerne mit etwas älteren Kindern zusammen und orientiert sich an ihnen.Zu den leiblichen Eltern, die momentan die Versorgung und Erziehung Ihrer Tochter nicht leisten können, finden regelmäßige Besuchskontakte statt. Anja soll nun für mindestens ein Jahr in einer Vollzeitpflegefamilie leben, mit der Option der Rückführung zu einem der getrennt lebenden Elternteile, wenn sich deren Lebenssituation stabilisiert.
Deshalb suchen wir ...
Eine liebevolle Pflegefamilie für Anja im Raum Karlsruhe, welche die Beziehung zu ihren Eltern und weiteren Verwandten unterstützt und fördert und sowohl für eine zeitliche Befristung als auch für eine dauerhafte Vollzeitpflege offen sein kann.Pflegefamilie für Marcus gesucht, drei Jahre alt
Marcus ist drei Jahre alt und lebt im Moment in einer Bereitschaftspflegefamilie in Karlsruhe. Da seine Mutter aufgrund ihrer Krankheit ihn zurzeit nicht alleine versorgen kann, suchen wir eine liebevolle Vollzeitpflegefamilie für ihn.Deshalb suchen wir ...
eine engagierte Pflegefamilie für Marcus im Raum Karlsruhe, die seine Beziehung zu seiner Mutter unterstützt und fördert und sowohl für eine zeitliche Befristung als auch für eine dauerhafte Vollzeitpflege, bei anhaltender Krankheit seiner Mutter, offen sein kann.Pflegefamilie für Melina gesucht, zwei Jahre alt
Melina ist ein fröhliches, ansprechendes 2 Jahre altes Mädchen. Sprachlich ist sie gut entwickelt. Mit viel Neugierde erkundet sie ihre Umwelt. Sie spielt gerne mit anderen Kindern und kann sich ebenso alleine im Spiel beschäftigen. Ihre Bedürfnisse äußert sie deutlich und lässt sich auf Regeln im Erziehungsalltag ein.Melina braucht einen stabilen, verlässlichen Rahmen, in dem ihre Entwicklung liebevoll gefördert und unterstützt wird.
Ihre Eltern sind aus gesundheitlichen Gründen mit der Versorgung des Kindes überfordert.
Deshalb suchen wir ...
Pflegeeltern im Raum Karlsruhe, die bereit sind das Kind in ihrer Familie für die nächsten zwei Jahre aufzunehmen und Kontakte zu den Eltern zuzulassen.
Die Erfahrungen zeigen, dass sich für Kinder, die dauerhaft in einer Pflegefamilie leben sollen, eher interessierte Personen finden. Andererseits wissen wir auch, dass es Familien gibt, die es sich durchaus vorstellen können, nur für eine überschaubare Zeit ein Kind aufzunehmen. Diese Familien gibt es seltener und sie werden daher nochmals bewusster und spezieller gesucht.
Ein Beispiel hierzu ist die Stadt Köln:
Pflegeeltern auf Zeit gesucht!
Nicht alle Kinder können in ihrer eigenen Familie aufwachsen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, meistens jedoch verbunden mit einer familiären Krisensituation.
Familien, Lebensgemeinschaften oder Einzelpersonen gesucht!
Wir suchen Familien, Lebensgemeinschaften oder Einzelpersonen, die bereit sind, für einen begrenzten Zeitraum Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren aufzunehmen. Dabei handelt es sich um Kinder, deren Versorgung in der eigenen Familie aufgrund einer Krisen- oder Notsituation nicht mehr gewährleistet ist.Die Unterbringung in der Familiären Bereitschaftsbetreuung (FBB) erfolgt in der Regel nach einer Inobhutnahme durch das Jugendamt. Gründe dafür können sein:
- Gefährdung durch körperliche, psychische oder sexuelle Gewalt
- Vernachlässigung
- Alkohol- oder Drogenabhängigkeit der Eltern
- Psychische Erkrankung der Eltern
- Überlastung und Überforderung der Eltern
Voraussetzungen
Sie verfügen neben sozialem Engagement über Erfahrung im Umgang mit Kindern.
- Sie sind flexibel und belastbar.
- Sie sind tolerant und offen für andere Lebenswelten und Lebensvorstellungen.
- Sie haben genügend Zeit, um dem Kind die Stabilität einer Bezugsperson zu sichern.
- Sie verfügen über ausreichend Wohnraum.
- Um eine Zukunftsperspektive für das Kind entwickeln zu können, sind Sie zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, anderen beteiligten Helferinnen und Helfern sowie unserem Fachdienst bereit. Einer Kooperation mit der Herkunftsfamilie des Kindes stehen Sie offen gegenüber.
Wir bieten Ihnen
- Intensive, fachliche Beratung und Betreuung
- Teilnahme an Fortbildung und Arbeitskreisen
- Ein angemessenes Erziehungshonorar
- Kindesunterhalt
- Kontakt
Wenn wir Ihr Interesse an dieser vielseitigen und verantwortungsvollen Tätigkeit geweckt haben, freuen wir uns über Ihren Anruf [...]
Einen sehr besonderen Weg der Information und der Werbung ist die Stadt Unna gegangen, in dem das Jugendamt der Stadt einen Film in youtube stellte:
Die Stadt Zürich richtete ihren Focus bei der Suche nach Pflegeeltern auf eine spezielle Personengruppe – auf homosexuelle Paare:
In Zürich gibt es zu wenig Pflegeeltern. Die Sozialen Dienste der Stadt Zürich ergreifen darum die Initiative und wenden sich in einem Videospot an homosexuelle Paare: Darin ist ein Junge zu sehen, der «drei Mamis» hat – seine leibliche Mutter sowie seine lesbischen Pflegemütter. Damit will die Stadt homosexuelle Pärchen ansprechen, die sich vorstellen können, Pflegeeltern zu sein.
- Werbung für homosexuelle Pflegeeltern: Zürich steht alleine da - auf srv.ch
- Die Pflegeelternschaft hat einen schalen Nachgeschmack - Basler Zeitung
Zusammenarbeit mit anderen Medien
Eine Vielzahl von freien Trägern ebenso wie gemeinnützige GmbHs oder andere Firmenstrukturen in der Jugendhilfe und sehr wenige Jugendämter werben und informieren über Anzeigen auf geeigneten Internetseiten so z.B. auf Moses Onlin.
[Zu Möglichkeiten der Werbung auf Moses Online informieren wir Sie im zweiten Teil dieses Schwerpunktes in einer der nächsten Ausgaben des Moses Online Magazins.]
Wie schon zu Beginn meiner Ausführungen erwähnt, gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Werbung von Pflegepersonen. Ein viel begangener Weg besteht sowohl für die Jugendämter als auch für freie Träger darin, ihr Anliegen und ihre Pflegekinderarbeit in Zeitungen, Zeitschriften und Radio- und Fernsehsendungen öffentlich zu machen.
Am Beispiel einer Pressekampagne der Stadt Berlin werden hier besonders Pflegeeltern mit Migrationshintergrund gesucht!
Senatorinnen Kolat und Scheeres starten Kampagne zur Gewinnung von Pflegeeltern mit Zuwanderungsgeschichte
Thema: Familie
Berlin braucht Pflegefamilien, um Kindern, die nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können, ein neues Zuhause zu bieten. Jedes Jahr finden in Berlin etwa 700 Kinder dauerhaft oder zeitweilig ein neues Zuhause in Pflegefamilien. Für etwa ebenso viele Kinder kann jedoch keine Pflegefamilie gefunden werden. Sie müssen in Heimeinrichtungen untergebracht werden.
Viele Menschen können Pflegefamilie sein: verheiratete und unverheiratete Paare, gleichgeschlechtliche Paare, alleinstehende und alleinerziehende Väter und Mütter, Paare mit und ohne Kinder, Patchworkfamilien – und auch Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Gerade diese aber wissen zu häufig nicht um die Möglichkeit einer Pflegeelternschaft. Eine heute von Jugendsenatorin Sandra Scheeres und Integrationssenatorin Dilek Kolat gestartete Kampagne zur Gewinnung weiterer Pflegeeltern richtet sich daher gezielt an Menschen mit Migrationshintergrund.
Anlässlich des heutigen Kampagnenauftakts sagte Sandra Scheeres: „Der Verlust des vertrauten familiären Bezugs bedeutet einen drastischen Einschnitt im Leben eines Kindes. Umso wichtiger ist es, Kinder in dieser Krisensituation fürsorglich aufzufangen, zu unterstützen und ihnen stabile Entwicklungsbedingungen zu bieten. Genau hier leisten Pflegefamilien in Berlin tagtäglich eine großartige Arbeit. Um den individuellen Bedürfnissen der Kinder bestmöglich zu entsprechen, brauchen wir eine große Vielfalt an Pflegefamilien, die auch die unterschiedlichen Migrationshintergründe mit einschließt.“
Dilek Kolat sagte: „Viele Menschen in Berlin haben einen Migrationshintergrund, 180 Kulturen und Sprachen sind in unserer Stadt zu Hause. Diese Vielfalt bietet auch viele Chancen und Potenziale, die wir nutzen müssen! Bislang sind nicht viele Berlinerinnen und Berliner mit Migrationshintergrund Pflegeeltern. Ich bin mir sicher, dass einige von ihnen gern einem Pflegekind ein Zuhause bieten würden – sie müssen nur wissen, dass sie auch die Möglichkeit dazu haben! Ich möchte die interkulturelle Öffnung in allen Bereichen voranbringen, deshalb unterstütze ich sehr gern die Initiative meiner Senatskollegin Sandra Scheeres.“
Im Rahmen der neuen Kampagne werden in den kommenden Wochen und Monaten spezielle Informationsabende für Familien mit Migrationshintergrund angeboten. In kleiner Runde können Interessierte hier zentrale Fragen rund um das Thema Pflegeelternschaft klären. Ein weiteres Kampagnenelement sind Informationsflyer, die sich an Menschen mit Zuwanderungsgeschichte richten. Darüber hinaus wurde die Homepage www.pflegekinder-berlin.de überarbeitet und erweitert.
Die Werbekampagne wird realisiert in Zusammenarbeit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft mit den Pflegekinderdiensten der Berliner Bezirke, dem Träger Familien für Kinder gGmbH sowie der Beauftragten des Senats von Berlin für Integration und Migration
Informationen mit Broschüren und Flyern
Die Form der Werbung und Information durch Broschüren und Flyern ist eigentlich allen Vermittlungsstellen für Pflegekinder bekannt und wird genutzt.
Die Flyer werden nicht nur gedruckt und verteilt sondern häufig auch im Internet vorgestellt.
Hier ein umfassendes Beispiel der Stadt Suhl und danach zwei Links zu weiteren Beispielen.
Zukunft geben – Pflegeeltern gesucht
Wir wollen Familien Mut machen, Pflegeeltern zu werden. Manche Eltern sind für einen gewissen Zeitraum oder aber auch auf Dauer nicht in der Lage, ihren Kindern Liebe, Fürsorge, Zuwendung, Geborgenheit – ein stabiles Umfeld zu bieten. Für solche Kinder suchen wir Pflegefamilien, denn jedes Kind soll die Möglichkeit haben, in familiärer Geborgenheit aufzuwachsen.
Pflegekinder
Auf den ersten Blick sind Pflegekinder Kinder wie alle anderen. Sie sind mal fröhlich, mal betrübt, sie haben gute und auch schlechte Tage. Sie wollen spielen, kuscheln und toben gern. Sie sind unterschiedliche kleine Personen mit ihren eigenen Schwächen und Stärken. Ein Pflegekind ist mit Sicherheit eine Bereicherung für eine Familie, kann aber auch eine Herausforderung darstellen. Denn oftmals haben unsere Pflegekinder schon viele Situationen und Stationen erlebt, in denen ihnen Zuwendung und Förderung gefehlt hat. Pflegekinder brauchen Familien, von denen sie sich angenommen fühlen, die sie auf ihrem Weg entsprechend ihrer Bedürfnisse begleiten, ihnen Halt und Sicherheit geben.
Menschen, die Pflegeeltern werden wollen, sollten
- Freude haben am Zusammenleben mit Kindern/Jugendlichen,
- sich vorstellen können, auf Dauer oder für eine bestimmte Zeit Kinder bei sich
aufzunehmen,
- über Geduld, Einfühlungsvermögen und Belastbarkeit verfügen,
- ausreichend Wohnraum haben,
- in gesicherten wirtschaftlichen Verhältnissen leben,
- gesund sein und in einem Lebensalter, in dem Kindererziehung dazu gehört.
Unsere Dienstleistungen
Der Pflegekinderdienst unterstützt Sie
- durch eine umfassende Vorbereitung auf die Aufgaben als Pflegeeltern,
- in Form von Begleitung und Beratung über die gesamte Dauer des
Pflegeverhältnisses, auch in Krisensituationen,
- finanziell mit einem monatlichen Pflegegeld,
- durch Initiierung von Pflegeeltern- oder Pflegefamilientreffen sowie weitere
Aktivitäten, sofern dies von Ihnen gewünscht wird.
Weitere Beispiele:
- Pflegeeltern Sein, eine Aufgabe für Sie? (PDF-Broschüre aus Porta Westfalica)
- Haben Sie noch einen Platz frei – Pflegeeltern gesucht
Gelegentlich erfolgen Hinweise in regionalen Rundfunk und Fernsehsendungen - hier ein Beispiel:
Pflegeeltern gesucht: Lokalzeit aus Düsseldorf vom 22.03.2014
Misshandlung, Vernachlässigung oder schlicht Überforderung: Immer wieder müssen Kinder vom Jugendamt aus ihren Familien heraus genommen werden. Doch dann stellt sich natürlich die Frage, wo die Kinder unterkommen können. Im Idealfall findet sich eine Pflegefamilie. Doch die sind rar. Beispiel Krefeld: Dort leben bereits rund 230 Kinder in Pflegefamilien. Der Bedarf aber ist viel größer.
Manchmal werben auch andere kommunalen Bereiche für diese Aufgabe wie hier z.B. das örtliche Gymnasium in Halle
Pflegeeltern gesucht – Haben Sie noch einen Platz frei?
Wir möchten aufmerksam machen auf ein Anliegen des Kreises Gütersloh, Abteilung Jugend, Familie und Soziale Dienste, das wir auf diesem Wege hoffentlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen können. Der Kreis ist dringend auf der Suche nach Pflegepersonen für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die sich für die Bewältigung persönlicher Schwierigkeiten eine Chance in neuen familiären Zusammenhängen wünschen. Sollten Sie an dieser wichtigen Aufgabe interessiert sein, besuchen Sie für weitere Informationen und Hinweise die entsprechende Seite der Homepage des Kreises Gütersloh (www.kreis-guetersloh.de). Darüber hinaus können Sie auch die Regionalstelle Nord der Abteilung Jugend, Familie und Sozialer Dienst in Halle kontaktieren.
Fachinformationen
In manchen Fachinformationen überörtlicher Träger oder großer Verbände finden Sie auch Aussagen zur Öffentlichkeitsarbeit und Werbung von Pflegeeltern.
Hier als Beispiel die Fachinformation „Vollzeitpflege“ des Bayrischen Landesjugendamtes
Im Kapitel 7 – Öffentlichkeitsarbeit und Werbung - gibt es einen kurzen Abschnitt zur Werbung von Pflegeeltern:
Gezielte Suche nach Pflegeeltern für ein Kind
Insbesondere für konkrete ältere, kranke oder behinderte Kinder können mit Hilfe von Öffentlichkeitsarbeit gezielt Pflegeeltern gesucht werden.
Sofern sich die fallbezogene Werbung von Pflegeeltern anbietet, wird über ein bestimmtes Kinderschicksal berichtet. Hierbei sind spezielle Kriterien zu eachten. So ist es wichtig, vorher mit den Berichterstattern die Thematik zu erläutern, darauf zu achten, dass keine Namen und keine rückschließbaren Situationen genannt oder identifizierbare Fotos verwendet werden.
Im Interesse von Pflege- und Herkunftsfamilie und des betroffenen Kindes sollte vereinbart werden, den Text des Artikels vor Drucklegung auf die Richtigkeit hin überprüfen zu können. Dies ist nicht selbstverständlich. Doch Journalisten werden mit Verständnis reagieren, wenn man ihnen nahebringen kann, dass dieser Themenbereich sehr sensibel ist und das Jugendamt für die Wahrung der Persönlichkeitsrechte aller Betroffenen eine besondere Verantwortung trägt
Im Anschluss an dieses Kapitel finden Sie Beispiele von Berichten in Zeitungen.
Pflegeeltern sind die besten Werber
Die erfolgreichsten Werber für neue Pflegefamilien sind die Pflegeeltern selbst. Manche Pflegeeltern sind schon als Kinder mit Pflegegeschwistern aufgewachsen und führen diese Erfahrung jetzt als Eltern weiter. Und nicht nur sie allein, auch ihre Geschwister nehmen wieder Pflegekinder auf, eben so wie es die vorherige Generation schon tat. Eine Vielzahl von Pflegeeltern sind durch Freunde und Bekannte ermuntert worden ein Pflegekind auszunehmen. Wieder andere besuchen Treffen der Pflegeeltern, kommen in Gesprächskreise oder rufen bei den Initiativen an, um sich bei Menschen, die diese Aufgabe unmittelbar machen hautnah zu informieren.
So werben immer wieder auch Pflegeeltern und ihre Organisationen um zukünftige Pflegeeltern.