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Viele Pflegekinder sind wie erfroren und erstarrt wenn sie zu Ihnen kommen

Kinder kommen in Pflegefamilien, um dort wieder hilfreiche Bindungen aufbauen zu können. Bindungen zu neuen wichtigsten Bezugspersonen bewirken dann die Möglichkeit, auch Beziehungen zu anderen Menschen aufzunehmen. Beziehungen sind unumgänglich notwendig, um sozial angemessen in der Gesellschaft leben zu können.

Pflegekinder sind Kinder mit Bindungs- und Beziehungsstörungen

Kinder kommen in Pflegefamilien, um dort wieder hilfreiche Bindungen aufbauen zu können. Bindungen zu neuen wichtigsten Bezugspersonen bewirken dann die Möglichkeit, auch Beziehungen zu anderen Menschen aufzunehmen. Beziehungen sind unumgänglich notwendig, um sozial angemessen in der Gesellschaft leben zu können.

Gerade die Schule – besonders die Grundschule – ist ein Bereich, in dem Beziehungen eine große Rolle spielen. Wir alle wissen, dass Kinder, die ihre Lehrer mögen, besser lernen können. Pflegekinder mit ihren Beziehungsstörungen können jedoch nicht vertrauen. Misstrauen und Vorsicht ist ihre Überlebenstechnik geworden. Sie haben es also schwerer.

Vernachlässigte Pflegekinder haben im hohen Maße für sich selbst sorgen müssen. Das können sie gut, in diesem Bereich sind sie den behütet aufgewachsenen Kindern deutlich überlegen. Andererseits sind sie jedoch gerade auf Grund dieser Erfahrungen in der Werte- und Gefühlsentwicklung weit hinter der normalen Entwicklung Gleichaltriger zurück.

Eine wachsende Hinwendung zur Pflegefamilie, aber auch zur Schule kann immer wieder durch Unsicherheiten im Alltag beeinträchtigt werden. Ein Kind, dass nicht sicher ist, ob es in der Pflegefamilie bleiben kann, ein Kind, welches bei Besuchskontakten immer wieder mit verunsichernden Äußerungen seiner Eltern konfrontiert wird – dieses Kind ist zu sehr mit für sich lebenswichtigen Fragen beschäftigt, als dass es sich auf Schule wirklich konzentrieren könnte. Dies erklärt, warum viele Pflegekinder den Anforderungen der Schule nicht gewachsen sind. Ihre Schulprobleme sind mehr als nur Schulprobleme. Es sind Probleme, die sich auch in der Schule ausdrücken, denn Kinder, die Probleme haben, machen Probleme.

Erst wenn das Kind neu aufkeimende Gefühle von Sicherheit, Zugehörigkeit und Vertrauen in der Pflegefamilie entwickeln konnte, kann es ansprechbar für Schule und gesellschaftliches Umfeld werden und Anforderungen akzeptieren.

Letzte Aktualisierung am: 
03.10.2012

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