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Verunsicherung durch Bereitschaftspflege
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In den letzten Jahren haben viele Pflegeeltern und Fachkräfte die Erfahrung gemacht, dass eine Kombination von Bereitschaftspflege und Dauerpflege zu Problemen führen kann. Die Kinder, die im Rahmen der Bereitschaftspflege kommen, bleiben eine zeitlang und verlassen die Pflegefamilie wieder.
Für ein Pflegekind, das bereits in der Pflegefamilie lebt, kann die Aufnahme eines weiteren Kindes dann gut verkraftet werden, wenn es schon eine enge und tragfährige Bindung an seine Pflegeeltern eingegangen ist. Ist das Kind noch auf dem Weg zu einer sicheren Bindung, kann die weitere Aufnahme eines Kindes zu Verwirrung führen.
In der Praxis wurde darüber hinaus deutlich, dass weniger die Aufnahme eines Bereitschaftskindes in die Familie, als vielmehr die Abgabe des Kindes zu Ängsten, besonders zu Trennungsängsten der Dauerpflegekinder führen kann. Trennungen sind für Pflegekinder mit ihren Lebenserfahrungen, in denen so viele dieser Kinder schon mehrere Trennungen erlebt haben, immer wieder mit Schrecken besetzt. Wir haben auch erlebt, dass Dauerpflegekinder die Erläuterungen der Pflegeeltern, dass dieses neu hinzugekommene Kind nur eine Weile bleiben und dann wieder gehen wird, vielleicht vom Kopf her "verstehen", vom Gefühl her aber eine Trennung erleben. Kinder in Pflegefamilien gehen nicht nur zu ihren Pflegeeltern, sondern auch zu ihren Pflegegeschwistern Beziehungen und Bindungen ein. Oft zu den Kindern schneller als zu den Erwachsenen. Auch wenn es - wie in der fragenden Pflegefamilie - eigentlich nur eine kurze Zeit ( 2 Monate) war, ist diese Zeit mit den Augen den Kindes offensichtlich ausreichend gewesen, um Trennungsängste zu empfinden und Verhaltsweisen zu entwickeln, die intensiv auf seine Verunsicherung hinweisen.
Für dieses Kind ist es bedeutsam, ihm klare Signale des familiären Zusammenhaltens zu geben, seine Verunsicherung anzusprechen und ihm deutlich zu machen, dass eine Trennung der Pflegeeltern und des Kindes nicht in Frage kommen wird. Hilfreich sind hierbei für das Kind auch weitere Beteiligte der Pflegekinderhilfe z.B. die Fachkräfte des Pflegekinderdienstes oder in ganz besonderem Maße die Vormündin (der Personensorgeberechtigte). Ich habe in meiner Tätigkeit als ehrenamtliche Einzelvormündin immer wieder erlebt, dass es für meine Mündel sehr hilfreich war, wenn ich klar aussprach, dass ICH entscheide, wo sie leben und dass weder ich noch die Pflegeeltern ihr Leben in der Pflegefamilie infrage stellen.
Aufgrund der häufig vorkommenden Verunsicherungen von Dauerpflegekindern durch die Aufnahme von Kindern in Bereitschaftspflege sind viele Landesjungendämter, Jugendämter und Freie Träger der Pflegekinderhilfe dazu übergegangen, diese Form der Unterbringung nicht mehr durchzuführen und haben eigene Konzepte der Familiären Bereitschaftsbetreuung mit Pflegepersonen, die nur in diesem Bereich tätig sind, entwickelt.
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