Vor Jahren kam eine Adoptivmutter zu mir und fragte mich, ob ich sie, ihren Mann und ihre Adoptivtochter beim Kennenlernen der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtochter begleiten würde. Ich sagte zu. Gut zwei Jahre später bat ich die Adoptivmutter, mir in einem Interview zu erzählen, wie es eigentlich damals der Familie bei der doch einige Zeit dauernde Aktion gegangen war.
Meine Begleitung von Mira bei der Regelung von Besuchskontakten und einer von der Mutter gewünschten Rückkehr des Kindes. Der Bericht ist sehr ausführlich und umfasst daher mehrere Teile.
Über einige Jahre begleitete ich Selbsthilfe-Gruppen von Pflegeeltern als unabhängige Fachkraft. Wir trafen uns einmal monatlich. Während anfänglich die Themen des Abends von mir leicht vorgegeben worden waren, veränderte sich dies im Laufe der Monate. Jetzt konnte sich die Gruppe auf das einlassen, was unmittelbar aus der Gruppe selbst kam. Es ging darum, mit Menschen zu sprechen, die wussten, wovon man redete, die zuhörten, auffingen und Mut machten. Ein verzweifelter Pflegevater konnte genau dies an einem Abend erleben.
In vielen Gruppentreffen sprachen die Pflegeeltern über das Verhalten ihres Pflegekindes und holten sich Kraft und Erfahrung bei den anderen Gruppenteilnehmern. Nachdem das Mädchen drei Jahren bei ihnen war, erfuhren sie, dass ihr Pflegekind durch den leiblichen Vater missbraucht worden war und dies in den regelmäßigen Besuchskontakten auch immer wieder geschah.
Immer wieder erleben Pflegeeltern ein Verhalten ihres Pflegekindes, das sie überrascht und oft unverständlich für sie ist - bis ihnen klar wird (oder sie zumindest vermuten), dass das Kind seine Erfahrungen von früher auf heute überträgt. Wie gut könnten die Pflegeeltern ihr Pflegekind verstehen, wie hilfreich wäre es für eine angemessene Reaktion auf das kindliche Verhalten, wenn die Pflegeeltern über die Geschichte des Kindes doch noch mehr wüssten. Hier finden Sie einige Beispiele von zuerst irritierendem Verhalten eines Pflegekindes.
In meiner Begleitung von Pflegefamilien und Pflegeelterngruppen wurde es immer wieder extrem deutlich, wie belastend für viele Pflegekinder ihre Lebenssituation und ihr Status als Pflegekind sind. Das System Pflegekinderhilfe kam an seine Grenzen, wenn es gerichtliche Beschlüsse und Anordnungen gab, die die Auswirkungen auf das Kind entweder nicht sehen oder nicht ernst nehmen wollten. Ein sehr berührendes Beispiel dafür ist das Pflegekind Marie.
Mit sechs Jahren wird ein Junge von einer Pflegefamilie aufgenommen. Sieben - oft schwierige Jahre - bleibt er dort, dann möchte er bei seinem Vater leben. Er zieht zu ihm. Die Pflegefamilie ist geschockt und versucht, irgendwie damit klar zu kommen.