DJI - Bulletin 2 hat das Hauptthema: 'Kinderwelten - Familienwelten' aus dem Bereich der Qualitativen Sozialforschung am DJI (Deutsches Jugendinstitut)
In den letzten Jahren/Jahrzehnten hat sich die Sichtweise über die Frage der Bedeutung der Herkunft für Adoptiv- und Pflegekinder verändert. Während man vor vielen Jahren noch fest an die allein selig machende und allein wirkungsvolle Prägung durch Erziehung glaubte, wissen wir heute, wie deutlich wir durch die Gene unserer Eltern geprägt werden und wie bedeutsam die Art und Weise des Aufwachsens in den ersten Lebensjahren ist.
Die Menschen haben in aller Regel ein tiefliegendes Interesse daran zu erfahren, wer ihre Vorfahren waren, was diese gemacht und wie sie gelebt haben. Auch Adoptierte haben dieses Interesse und ein Recht, zu erfahren, wer ihre biologischen Eltern sind.
Erfahrene Pflegeeltern beschrieben einmal, wie ihre Pflegekinder mit den beiden Namen ihrer Familien umgingen - dem Namen der Herkunftsfamilie und dem Namen der Pflegeeltern und welche Schlüsse sie aus dem Verhalten ihrer Pflegekinder gezogen haben. Der Bericht ist älter - und trotzdem sehr aktuell.
Vor Jahren kam eine Adoptivmutter zu mir und fragte mich, ob ich sie, ihren Mann und ihre Adoptivtochter beim Kennenlernen der leiblichen Mutter ihrer Adoptivtochter begleiten würde. Ich sagte zu. Gut zwei Jahre später bat ich die Adoptivmutter, mir in einem Interview zu erzählen, wie es eigentlich damals der Familie bei der doch einige Zeit dauernde Aktion gegangen war.
Ich – ein Ergebnis aus Herkunft, Kindheitsleben, Lebenserfahrungen, Selbsteinschätzung, Selbstwirksamkeit, Handicaps und den verschiedensten Rollen in meinem Leben. Wie sehe ich die Welt? Wo stehe ich in ihr? Was hat mich besonders geprägt, was sich einfach so ergeben?
"Die Sicherheit der Kinder kommt durch den Halt, den die Eltern ihnen geben, mit denen sie leben und nicht durch die Fantasie, da ist noch jemand anderes, dessen genetisches Material ich habe." sagt Matthias.
Philip Rössler wurde als Findelkind vor einem Waisenhaus in Vietnam abgelegt. Im Interview mit spiegel-online spricht der Vizekanzler und FDP-Chef über seine Vergangenheit, die Suche nach den eigenen Wurzeln und über sein Verhältnis zu dem asiatischen Land.
In der Vorbereitungszeit werden Bewerber darüber informiert, aus welchen Gründen Kinder nicht mehr in ihren leiblichen Familie leben können, sondern in Pflegefamilien untergebracht werden. Es wird auch darüber gesprochen, wie die Vorgeschichte des Kindes sich nun in der Pflegefamilie ausdrückt und wie das Kind auf die Veränderung in seinem Leben reagiert.
Jeder Mensch hat das Recht zu wissen, wo er herkommt und wer seine Eltern sind. Bei Pflegekindern spielt dieses Bedürfnis nach Klarheit über die eigene Biografie eine besondere Rolle
Da ich eine etwas andere Hautfarbe habe, als meine Eltern und Geschwister habe ich früh angefangen zu fragen, warum ich anders aussehe. Meine Eltern haben nie ein Geheimnis daraus gemacht und haben von Anfang an ehrlich und ausführlich mit mir darüber gesprochen, dass ich adoptiert bin.
In den letzten Jahren/Jahrzehnten hat sich die Sichtweise über die Frage der Bedeutung der Herkunft für Adoptiv- und Pflegekinder verändert. Während man vor vielen Jahren noch fest an die allein selig machende und allein wirkungsvolle Prägung durch Erziehung glaubte, wissen wir heute, wie deutlich wir durch die Gene unserer Eltern geprägt werden und wie bedeutsam die Art des Aufwachsens in den ersten Lebensjahren ist.
Wir Menschen wollen es wissen – wollen wissen, was mit uns warum passierte. Unser Leben ist in uns, wir tragen es in uns – aber oft „wissen“ wir es nicht bewusst und deutlich. Dann werden Gefühle und Handlungen bestimmt durch etwas, was wir uns nicht erklären, vielleicht erahnen aber oft angstvoll nicht zubilligen können.
Biografiearbeit ist ein kontinuierlicher Prozess, in dem es darum geht, das Bild des eigenen Lebens zunächst zu komplettieren und dann neu- oder umzukonstruieren, d.h. einzelnen Erlebnissen eine neue Bedeutung zu geben oder sie in einen anderen Sinnzusammenhang zu stellen.
Von einigen Verlagen werden schön hergestellte LEBENSBÜCHER angeboten, die dann von demjenigen, der mit dem Kind die Biografiearbeit macht und dem Kind ausgefüllt werden können.
Nach vielen Problemen mit dem Pflegekind stellte sich heraus, dass seine Pflegeeltern sehr wenig von ihm wussten. Das zuständige Jugendamt wusste auch wenig, die Übergabeakte des damals vermittelnden Jugendamtes für das nun zuständige Amt war sehr dünn. Magere Sätze beschrieben einen Sorgerechtsentzug wegen ständiger Streitigkeiten und Gewalt der Eltern, eine Unterbringung in einem Heim und nach einem Jahr in der Pflegefamilie. Es hatte in all den Jahren keinerlei auch nur irgendwie gearteten Kontakt von Peter zur Herkunftsfamilie gegeben.
Sven lebte in einer Pflegefamilie. Nachdem er nach einem Jahr Aufenthalt von der Mutter wieder zu sich genommen worden war, gab diese ihn nach 10 Monaten wieder dorthin zurück. Als ihm erneut eine Herausnahme durch seine Mutter drohte, wurde sein Verbleib mit einer Verbleibensanordnung durch das Gericht gesichert.