Gerade nach Erfahrungen extremer familiärer Instabilität können Geschwisterbeziehungen eine wichtige identitätsbildende soziale Ressource sein. Dies gilt auch, wenn Kinder nicht mehr bei ihren Eltern leben können. Viele empirische Ergebnisse sprechen dafür, Geschwisterbeziehungen bei der Fremdunterbringung zu unterstützen. Dies sind Ergebnisse einer Expertise, die das Sozialpädagogische Institut (SPI) im SOS-Kinderdorf e.V. in Auftrag gegeben und nun unter dem Titel „Geschwisterbeziehungen in riskanten Familienkonstellationen. Ergebnisse aus entwicklungs- und familienpsychologischen Studien“ veröffentlicht hat.
Julia ist meine große Schwester, sie ist 10 Jahre alt - ja erst 10. Ich bin 5 Jahre alt und mein Bruder Otto ist 9 Jahre alt. Meine Mutter, die schläft noch. Julia macht immer alles. Sie ist so gesagt meine Schwester und Mutter. Es ist selten, dass meine Mutter mal aufsteht und mich zum Kindergarten bringt.
Angelsächsische Studien weisen klar auf die Bedeutung der geschwisterlichen Beziehungen hin und geben Hilfen bei der Bedeutung von Unterbringungen und Hilfen für Kinder ohne notwendige Trennung von Geschwistern.
Auf der Bundesfachtagung der IGFH "Mit zwei Familien leben" – Professionelles Handeln in Erziehungsstellen und der Pflegekinderhilfe" im März 2012 wurde auch das Thema der Geschwistervermittlung in einer von Dr. Müller-Schlotmann angebotenen Arbeitsgruppe diskutiert.
Die Vermittlung von Geschwisterkindern wird sehr kontrovers diskutiert. Für einige ist die Vermittlung leiblicher Geschwister in eine Adoptiv- oder Pflegefamilie kaum möglich. Andere sehen ein Anrecht der Kinder auf gemeinsame Vermittlung.