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Basiswissen

Schritte zur Pflegeelternschaft

Zu Beginn werden sich Interessierte erst einmal Informationen beschaffen - sei es durch Personen, die schon Pflegeeltern sind, durch Bücher oder im Internet. Wenn dann der Gedanke zur Aufnahme eines Pflegekindes immer mehr reift, ist eine Anfrage beim Jugendamt am eigenen Wohnort oder der Vermittlungsstelle eines freien Trägers unumgänglich. Diese laden dann zu Vorbereitungsseminaren und Gesprächen ein und es wird eine Prüfung folgender Grundvoraussetzungen und Fragen geben.

Zu Beginn werden sich Interessierte erst einmal Informationen beschaffen - sei es durch Personen, die schon Pflegeeltern sind, durch Bücher oder im Internet.
Wenn dann der Gedanke zur Aufnahme eines Pflegekindes immer mehr reift, ist eine Anfrage beim Jugendamt am eigenen Wohnort oder der Vermittlungsstelle eines freien Trägers unumgänglich. Diese laden dann zu Vorbereitungsseminaren und Gesprächen ein und es wird eine Prüfung folgender Grundvoraussetzungen und Fragen geben.

Wer kann ein Pflegekind aufnehmen?

Verheiratete Paare, unverheiratete Paare, gleichgeschlechtliche Paare und Alleinlebende mit und ohne Kinder können sich um die Aufnahme eines Pflegekindes bewerben.

Alter der Pflegepersonen

Zwischen den Pflegeeltern und dem Kind sollte in etwa ein natürlicher Eltern-Kind-Altersabstand eingehalten werden. Dies gilt besonders für jüngere Kinder.

Berufstätigkeit der Pflegepersonen

Bei der Aufnahme in eine Pflegefamilie soll das Kind verlässliche Bezugspersonen erhalten. Es wird daher überwiegend davon ausgegangen, dass ein Pflegeelternteil entweder nicht berufstätig ist, oder sich die Eltern die Arbeitszeit so einrichten können, dass immer ein Pflegeelternteil für das Kind ansprechbar ist. Nach erfolgter Integration des Kindes in die Pflegefamilie kann über eine gewünschte Berufstätigkeit anhand weiterer sicherer Versorgungsmöglichkeiten z.B. Kindergarten oder Schule nachgedacht werden.

Gesundheitliche Situation der Pflegefamilie

Der Gesundheitszustand der Pflegeeltern darf ihre Erziehungsaufgabe nicht behindern oder infrage stellen. Von den Bewerbern wird erwartet, dass sie ein ärztliches Gesundheitszeugnis vorlegen. Eine eventuelle Behinderung oder Pflegesituation eines Mitgliedes der Pflegefamilie sollte die Versorgung und Eingliederung des Pflegekindes nicht erschweren.

Erweitertes Führungszeugnis der Pflegeelternbewerber

Bewerber und Erwachsene, die in deren Haushalt leben, müssen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Nach Aufnahme eines Pflegekindes muss dieses erweiterte Führungszeugnis alle 3 oder 5 Jahre erneut beim Jugendamt eingereicht werden.

Wohnsituation der Bewerberfamilie

Wohnräume müssen ausreichend und groß genug zur Verfügung stehen. Das Pflegekind kann sich auch mit einem anderen Kind ein Zimmer teilen, für einige Jugendämter ist jedoch ein eigenes Zimmer wünschenswert oder Voraussetzung.

Monatliches Einkommen und finanzielle Situation der Bewerber

Die finanzielle Situation der zukünftigen Pflegeeltern muss gesichert sein.

Religionszugehörigkeit der Bewerber

Die Religionszugehörigkeit spielt besonders dann eine Rolle, wenn Herkunftseltern sich die Unterbringung ihres Kindes bei Pflegeeltern mit einer bestimmten Religionszugehörigkeit wünschen. Ansonsten darf die religiöse Haltung der Pflegeeltern der von den Eltern benannten religiösen Grundhaltung der Erziehung nicht im Wege stehen.
Die Zugehörigkeit der Bewerber zu einer Sekte erschwert die Aufnahme eines Pflegekindes.

Kinder der Pflegeelternbewerber

Die Kinder der Pflegeeltern spielen bei der Aufnahme eines Pflegekindes eine große Rolle. Für das Gelingen eines Pflegeverhältnisses müssen die Auswirkungen der Aufnahme eines Pflegekindes auf die eigenen Kinder unbedingt mitbedacht wird. Die Kinder sollten mit der Aufnahme eines Pflegekindes einverstanden sein.

Persönliche Eignungskriterien der Bewerberfamilie

Ein Pflegekind aufzunehmen bedeutet sich auf Unvorhersehbares einzulassen.
Erfolgreiche Pflegeeltern sind Menschen, die das Kind annehmen können, so wie es ist. Die mit ihm und seinen Lebensumständen geduldig, ohne allzu große Erwartungen und humorvoll umgehen können.

Das Pflegekind kommt nicht allein

Das Pflegekind kommt nicht allein, mit ihm kommen andere Personen, die auch „angenommen“ werden wollen: Verwandte des Kindes, Vormünder, Sozialarbeiter, etc.

Die Pflegeeltern müssen daher ihre Familie öffnen und bereit sein, sich mit vielen neuen Gedanken und Menschen auseinander zu setzen – die Pflegefamilie wird eine „öffentliche Familie“.

Wartezeit

Stimmen die Voraussetzung und bleiben die Interessierten nach Vorbereitungsseminar und Vorgesprächen bei dem Wunsch immer noch ein Pflegekind aufnehmen zu wollen und kann sich die Vermittlungsstelle auch vorstellen, ein Kind dorthin zu vermitteln, dann werden die Interessierten zu Bewerbern für die Aufnahme eines Pflegekindes und werden in die Bewerberkartei der Vermittlungsstelle aufgenommen. Die Wartezeit auf das Pflegekind beginnt. Die Wartezeit ist nicht vorhersehbar, da die Vermittlungsstelle sehr darauf achten sollte, dass das Kind und die Pflegepersonen zusammen passen.

Wenn sich Bewerber auch bei anderen Jugendämtern oder Freien Trägern bewerben wollen, dann wäre es fair, dies mit dem Jugendamt abzusprechen, welches bisher alle Vorbereitungen und Gespräche geführt hat und darauf hofft, dass die Bewerber ein Kind von dort aufnehmen würden.

Warum möchten Pflegeeltern-Bewerber ein Kind aufnehmen?

In der Praxis zeigten sich bisher folgende Motivationen:

  • Ein Paar lebt schon mit Kindern in seiner Familie, hat aber noch Platz im Haus und im Herzen und kann sich durchaus vorstellen, noch weiteren Kindern Familie zu sein.
  • Ein Paar hat schon Kinder, möchte aber aus religiösen, ethischen oder sozialen Gründen anderen Kindern, die bisher Schwierigkeiten im Leben hatten, Gutes tun.
  • Ein Paar ist kinderlos. Gern würde es ein Kind adoptieren. Da aber nur so wenige Kinder zur Adoption zur Verfügung stehen, wird nun über ein Pflegekind nachgedacht.
  • Einer oder beide Bewerber haben eine pädagogische oder psychologische Ausbildung. Aufgrund dieser Ausbildung bieten sie sich an, schwer vermittelbare Kinder aufzunehmen und somit eine Berufstätigkeit zuhause auszuüben.
  • Die Motivation der Pflegeeltern-Bewerber ist natürlich bei der Vermittlung eines Kindes ernsthaft zu beachten und zu würdigen.

Zwischen Eltern, die schon mit Kindern leben, und kinderlosen Bewerbern gibt es einen besonders gravierenden und zu beachtenden Unterschied.

Während die Paare mit Kindern bereits in ihrem Leben die Rolle als Mutter und Vater erleben, ist genau dies der Herzenswunsch der kinderlosen Paare. Sie wollen durch das aufzunehmende Kind in ihrem Leben eine neue Rolle bekommen – die von Mutter und Vater. Dieses Kind wird ihr Leben in einem Maße verändern, wie sonst nur das Erstgeborene einer Familie das Leben seiner Eltern verändert. Vielleicht noch mehr, noch intensiver, weil sie sich so sehr gewünscht haben mit einem Kind zu leben und viele Schritte bisher gegangen sind, um diesen Wunsch erfüllbar zu machen.

Letzte Aktualisierung am: 
17.07.2013

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