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1.800 Kinder wachsen in Westfälischen Pflegefamilien auf
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"Im vergangenen Jahr lebten 850 Mädchen und 956 Jungen in einer Westfälischen Pflegefamilie. Die Kinder und Jugendlichen erfahren dort Zuwendung und Förderung, erleben Vertrauen und verlässliche Beziehungen. Es freut mich sehr, dass im vergangenen Jahr trotz Corona-Pandemie weitere engagierte Pflegefamilien dazu gekommen sind, die Kindern mit schwieriger Lebensgeschichte ein neues Zuhause schenken", so Westers (Jugenddezernentin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL).
Westfälische Pflegefamilien sind Familien für Mädchen und Jungen, die aus verschiedenen Gründen, wie zum Beispiel Vernachlässigung oder Gewalt in der Familie, nicht mehr bei ihren Eltern leben können, für die ein Heim, eine Wohngruppe oder eine "klassische" Pflegefamilie aber auch nicht der richtige Lebensort sind. Diese Kinder und Jugendlichen brauchen einerseits professionelle Hilfe, andererseits aber auch "eine richtige Familie" - beides bekommen sie in den Westfälischen Pflegefamilien. Das sind Familien, Paare oder Einzelpersonen mit besonderer Eignung, pädagogischer oder medizinischer Qualifikation. Außerdem wird jede Westfälische Pflegefamilie durch eine Familienberaterin oder einen -berater begleitet und unterstützt.
"Diese spezielle Form der Familienpflege hat sich bewährt, denn Westfälische Pflegefamilien sind nicht nur pädagogisch sinnvoll, sondern auch eine wirtschaftliche Alternative zu stationären Erziehungshilfen", sagte Westers. "70 Prozent der Kinder und Jugendlichen hatten zum Beispiel bei Besuchen Kontakt mit der Herkunftsfamilie. Das zeigt, dass wir Pflegefamilien finden, die sich auf die Herkunftsfamilie des Pflegekindes einlassen. Und dass die Pflegefamilien die kontinuierliche und engmaschige Begleitung durch die beteiligten 48 Träger als sichere und förderliche Unterstützung erleben", so Westers weiter.
In Westfalen-Lippe nutzen 90 Prozent der Jugendämter das Angebot. Seit Mitte 2019 können die Jugendämter anonymisierte Profile von Kindern und Jugendlichen online in eine Daten-bank eingeben, um in ganz Westfalen-Lippe nach einer geeigneten Westfälischen Pflegefamilie zu suchen. Im Jahr 2020 gab es so 283 erfolgreiche Vermittlungen (145 Jungen und 138 Mädchen). Das waren elf Prozent mehr als im Vorjahr.
Seit dem 1. Januar 2021 ist der LWL auch für Leistungen der sogenannten Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche mit Behinderung in Pflegefamilien zuständig. Ergänzend zu den Westfälischen Pflegefamilien baut der LWL derzeit einen Verbund von freien Trägern zur Betreuung und Beratung von Pflegefamilien mit behinderten Pflegekindern auf.
Wer Interesse hat, ein Pflegekind aufzunehmen, kann sich beim LWL-Landesjugendamt Westfalen informieren. Interessierte finden die Familienberater:innen in ihrer Region im Internet unter http://www.wpf.lwl.org oder können sich telefonisch bei Imke Büttner (Tel. 0251 591-5884) oder Heidi Knapp (Tel. 0251 591-3652) informieren.
Hintergrund
- Die Bezeichnung Westfälische Pflegefamilien meint nicht alle Pflegefamilien in Westfalen-Lippe, sondern eine besondere Form der Pflegefamilie.
- Dem Zusammenschluss der Westfälischen Pflegefamilien liegt ein Konzept zugrunde, nach dem Kindern und Jugendlichen mit besonders ausgeprägten Entwicklungsbeeinträchtigungen in einem familiären Rahmen leben können.
- Mit 48 freien Trägern und 1.806 Kindern und Jugendlichen ist das System bundesweit der größte Träger-Verbund mit einheitlichen Qualitätsmerkmalen. Westfälische Pflegefamilien sind Familien, Paare oder Einzelpersonen mit besonderer Eignung und gegebenenfalls pädagogischer oder medizinischer Qualifikation.
- Der LWL koordiniert, evaluiert und entwickelt das Gesamtsystem der Westfälischen Pflegefamilie weiter. Das LWL-Landesjugendamt steht dem Verbund der Westfälischen Pflegefamilien beratend zur Seite.
- STEPPKE (Soziale Teilhabe in Pflegefamilien für Kinder und Jugendliche in der Eingliederungshilfe) ist ein Verbund von freien Trägern unter Federführung des LWL-Dezernats Jugend und Schule zur Betreuung und Beratung von Pflegefamilien mit Pflegekindern in der Eingliederungshilfe.
Pressemitteilung vom 8. Juli 2021 des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe