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25.05.2008
Interview

Interview mit einer erfahrenen Sozialarbeiterin aus einem Pflegekinderdienst

Interview mit einer erfahrenen ehemaligen Mitarbeiterin eines Pflegekinderdienst
HH: Welche Erfahrungen haben Sie mit den Namen von Pflegekindern gemacht?

FK: Als Sie mich um dieses Interview gebeten haben, habe ich mich darauf konzentriert zusammen zu fassen, was Pflegekinder empfinden, die ja in Familien einziehen und sich dort besonders mit ihrem Namen von den übrigen Mitgliedern unterscheiden.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Namensunterschiede für die Kinder unangenehm zum Ausdruck kommen. So empfinden sie, dass ihre Umgebung das Recht hat nachzufragen: Wieso heißt DU jetzt so und dein Eltern heißen anders? Die Pflegekinder leiden darunter, dass sie so nachgefragt werden können und dass die Leute eine Antwort erwarten. Damit tun sich die Kinder schwer, denn sie halten ihre Situation für viel zu persönlich, als das sie darüber jedem Antworten geben wollen.

Ich habe mal zufällig in einer Straßenbahn ein Pflegekind gesehen, welches ich betreue. Das Kind war sehr unruhig und ich wurde auf das Gespräch aufmerksam, das es mit anderen Kindern führen musste. Eines fragte es, warum heißt du so und deine Eltern so? Bist du nun ein Pflegekind, oder ein Adoptivkind? Das Pflegekind wirkte sehr ratlos und in starker Bedrängnis. Schließlich sagte es: eigentlich weiß ich gar nicht genau was ich bin, ein Pflegekind oder ein Adoptivkind!? Die anderen Kinder ließen es nicht in Ruhe und fragten immer weiter.

Das ist das was ich meine, die Kinder müssen sich wegen der unterschiedlichen Namen immer wieder erklären.

HH: Heutzutage gibt es doch viele Familien, wo Mutter, Vater und Kinder nicht alle den gleichen Namen haben. Glauben Sie, dass die Pflegekinder trotzdem noch so empfinden?

kindaufbankFK.: Diese Frage hat mich auch schon häufig beschäftigt. Die Kinder bekommen inzwischen natürlich mit, dass in ganz vielen Familien mehrere Namen bestehen. Wieso ist es trotzdem für viele Pflegekinder so wichtig so zu heißen wie ihre Pflegeeltern? Obwohl es doch diese Patchworkfamilien gibt, geben sie sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden.

Ich glaube es hat mit ihrer Lebensgeschichte zu tun, dass sie mit der Namensgleichheit auch noch andere Sachen verbinden z.B. dazu zu gehören und sich sicher zu fühlen.

Der Unterschied zu den Kindern aus den Patchworkfamilien besteht genau darin, dass die Kinder dort ihr ganzes Lebens durch ein Elternteil begleitet wurden und nur ein Elternteil dazu gekommen ist. Bei den Pflegekindern ist es anders, die bekommen eine völlig neue Familie und legen großen Wert darauf, ganz dazu zu gehören. Dadurch ist die Namensgleichheit viele entscheidender als in einer Patchworkfamilie.

Manchmal habe ich die Pflegekinder gefragt: Gibt es nicht auch Kinder in Familien, die mehrere Namen haben? Dann antworteten viele von ihnen: ja, das gibt es, aber ich möchte das nicht haben.
Pflegekinder wollen sich nicht immer erklären, aber sie wollen auch nicht immer auffallen, z.B. in Arztpraxen.

HH: Erleben Sie auch noch weitere Gründe für einen Namensänderungswunsch?

FK.: Ja. Ein wichtiger Grund zur Namensänderung für ein Pflegekind besteht darin, dass, wenn leibliche Kinder in der Pflegefamilie leben sich das Pflegekind mit den leiblichen Kindern gleichgestellt fühlen möchte.

HH: Könnte das der Hauptgrund sein?

FK: Ich glaube der Hauptgrund ist die Identifikation des Pflegekindes mit seinen Pflegeeltern.

HH: Haben alle Pflegekinder den Wunsch, den Namen der Pflegeeltern anzunehmen?

FK: Nicht jedes Kind hat diesen Wunsch. Es gibt durchaus Kinder, die einfach ganz natürlich mit ihrem Herkunftsnamen bis ins Erwachsenwerden leben können. Ein Pflegekind sagte einmal zu mir: „Der Name war für mich nicht entscheidend. Entscheidend war, dazu zu gehören und ich gehöre dazu“.
Die meisten der vor mir betreuten Pflegekinder wollten aber den Namen der Pflegefamilie tragen.

HH: Wie kommt der Wunsch nach Namensänderung bei den Pflegekindern auf?

FK: Viele Jahre habe ich geglaubt, dass die Namensänderung von den Pflegeeltern forciert wird. Das sie die Initiative ergreifen und dem Kind klar machen würden, wie schön sie es fänden, wenn das Kind ihren Namen bekommen würde.

In den vielen Jahren, wo ich nun Namensänderungen beantragt habe und daher auch viel mit Pflegekindern darüber gesprochen habe, bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass die Namensgebung der Wunsch der Kinder ist. Die Namensänderung bestärkt die Zugehörigkeit zur Pflegefamilie, dass dies ein besseres Gefühl für sie macht und dass sie dieses Gefühl brauchen. In meinen Gesprächen sagten die Kinder auch immer ganz deutlich:“ Ich will den Herkunftsnamen nicht, ich bin das nicht – ich bin der …… (Namen der Pflegefamilie)“.

HH: Ist der Wunsch nach Namensänderung bei Kindern mit Besuchskontakten anders?

FK: Ich bin überzeugt davon, dass die Identifikation der Kinder über die neue Familie läuft und empfinde auch keinen Unterschied bei den Namenswünschen ob es ein Pflegekind mit oder ohne Kontakte zu seiner Herkunftsfamilie ist. Zuerst glaubte ich, dass die Kinder mit Kontakten sich mehr verbunden fühlen würden mit der leiblichen Mutter und deren Namen, aber diese Erfahrung habe ich dann so nicht gemacht. Selbst Kinder mit regelmäßigen Kontakten zu den Herkunftseltern legen großen Wert darauf, den Namen der Pflegefamilie zu bekommen.

HH: Wie erfahren Sie von dem Wunsch des Pflegekindes?

FK: Dieser Wunsch wird deutlich in einem Hilfeplangespräch.

HH: Die Pflegeeltern sprechen Sie an?

FK: Manchmal die Pflegeeltern, oft spricht mich aber das Kind darauf an. Das kommt auf das Alter des Kindes an. Im Hilfeplangesprächen passiert dies eher durch Kinder im Schulalter.

HH: Bei jüngeren Kindern sind es eher die Pflegeeltern?

FK: Bei Kindern im Vorschulalter erzählen mir die Pflegeeltern, dass das Kind sich mit seinem Herkunftsnamen nicht gut ansprechen lässt und dann verbessert und sagt : „ich bin der ….(Name der Pflegefamilie)“. Dies erfahren die Pflegeeltern dann aus dem Kindergarten, oder von Freunden oder vom Kind selbst und sprechen mich daraufhin an. Ich beschäftige mich dann mit dem Kind zu dieser Frage. Die Kinder kennen alle ihren Herkunftsnamen und sagen dann, dass sie nicht so heißen wollen weil…..z.B. die Schwester hieße ja auch nicht so.

Es gibt schon Fünfjährige, die das ganz gut äußern können und die sich schon ganz gut vertreten können. Wenn das Kind seine Vorstellungen überzeugend für mich darstellen kann und mir klar wird, dass das Kind den Namen der Pflegeeltern sich wirklich wünscht, dann bespreche ich mit den Pflegeeltern, ob ich das Namensänderungsverfahren anstrengen soll oder nicht.

HH: Haben Pflegeeltern das meist vorher schon mit dem Kind besprochen?

FK: Von den Pflegeeltern heißt es z.B. manchmal: „dann und dann kommt das Kind in den Kindergarten oder in die Schule und wir möchten, dass es bis dahin unseren Namen hat“. Ich frage dann beim Kind nach und dann kann es auch sein, dass das Kind dazu überhaupt kein richtiges Bewusstsein hat und eigentlich darauf keine Antwort geben kann. Dies heißt dann für mich, dass eine Namensänderung offensichtlich noch nicht das Bedürfnis des Kindes ist.

HH: Können die Kinder nicht in Kindergarten und Schule mit dem Namen der Pflegefamilie benannt werden?

FK: Viele Pflegeeltern machen das von sich aus. Eine Pflegemutter sagte, dass es wichtig ist, dass das Kind den Namen seiner Pflegefamilie nennen kann, damit in Notsituationen das Kind den Namen auch weiß und nennen kann. Wenn es nur seinen Herkunftsnamen für sich kennt, dann weiß man nicht, wohin man sich wenden könnte und daher wären eigentlich zumindest beide Namen wichtig.
Ich erlebe daher oft, dass die Pflegeeltern den Pflegefamiliennamen hinzufügen. Das finde ich eigentlich im Kindergartenalter eine gute Möglichkeit, da so das Kind dann mit beiden Namen vertraut ist. Für manche Kinder ist dies aber auch schon ein Einstieg in den Namen der Pflegefamilie und so könnte dann der nächste Schritt sein, dass es sich nur noch den Namen der Pflegefamilie wünscht.

HH: Können Sie sagen, wie viele Namensänderungen von Ihnen schon beantragt wurden?

FK: Die Zahl kann ich nicht genau benennen. Ich bearbeite zwei bis drei Anträge pro Jahr. Für manche Kinder ist die Namensänderung überhaupt kein Thema, die heißen so wie sie heißen und der Name hat für diese Kinder mit Integration und dem Gefühl von Zugehörigkeit zur Familie nichts zu tun. Für sie ist es selbstverständlich, dass sie so heißen wie ihre leibliche Mutter und die gar nicht auf die Idee kommen, eine Namensänderung in Erwägung zu ziehen. Für andere Kinder, auch solche mit vielen Herkunftskontakten, ist die Namensänderung wichtig und sie sprechen mit ihren Herkunftseltern darüber.

HH: Haben Sie eine bestimmte Einstellung zu dieser Namensfrage?

FK: Ich habe keine feste persönliche Einstellung dazu, ich richte mich danach, was mir das Kind sagen will.

HH: Ist es für Pflegeeltern besonders wichtig, dass das Kind so heißt wie sie selbst?

FK: Die Erfahrung mache ich nicht. Pflegeeltern sprechen mich darauf an, wenn sie das vom Kind so empfinden. Zum Beispiel wurde in einer Familie die Namensänderung, die die ältere Pflegeschwester sich sehr gewünscht hat, gefeiert. Bei dem jüngeren sechsjährigen Pflegekind hatten die Pflegeeltern danach ein Gefühl von Benachteiligung wahrgenommen. Als das Kind im Hilfeplangespräch auf dieses Gefühl in angesprochen wurde, zeigte es Betroffenheit darüber, dass es jetzt nicht auch so wie seine Pflegeschwester heißen kann. Die Pflegeeltern hatten bei dem jüngeren Kind mit dieser Reaktion gar nicht gerechnet.

Die Namensänderung ging vielleicht früher mehr von den Pflegeeltern aus. Heute kommen die Pflegeeltern besser mit ihrer Rolle zurecht und können besser akzeptieren, dass das Pflegekind anders heißt. Früher war der gleiche Name den Pflegeeltern wichtiger, damit in der Öffentlichkeit nicht so auffiel, dass es nicht das ‚eigene’ Kind ist. Heute erlebe ich das nicht mehr so. Der Name spielt für die Pflegeeltern und deren Gefühle dem Kind gegenüber keine große Rolle mehr.

Ich glaube nicht, dass eine Namensänderung durch die Pflegeeltern stark forciert wird, aber sie freuen sich darüber.

Oft verbinden sie mit der Namensänderung die Hoffnung, dass eine wirklich nervende Verhaltensauffälligkeiten des Pflegekindes durch die Namensänderung behoben werden könnte, weil sich das Kind dann mehr eingebunden fühlt. Aber diese Hoffnung ist aus meiner Erfahrung ein Irrtum. Der neue Name allein kann eine positive Verhaltensänderung nicht bewirken. Vielleicht gibt es eine vorübergehende Beruhigung, aber die alten Verhaltensweisen treten wieder zu tage.

HH: Was müssen Pflegeeltern bedenken, wenn sie dem Wunsch des Kindes nach einer Namensänderung zustimmen?

FK: Pflegeeltern müssen sich im Klaren darüber sein, was die Namensänderung auch für das Pflegekind bedeutet. Sie müssen sich der Verantwortung bewusst sein, die sie durch eine Zustimmung zur Namensänderung eingehen. Ich kann dies am Besten an einem Beispiel erklären:

Ein heute erwachsenes Pflegekind hat seine Namensänderung damals als sehr positiv angesehen. Als diese ausgesprochen wurde hatte sie das Gefühl: „Hier bin ich jetzt richtig Ich zuhause, mit denen bin ich jetzt verbunden, zu denen gehöre ich jetzt. Durch die Namensänderung bin ich jetzt deren Kind geworden“.
Die Namensänderung hatte ihr das Gefühl vermittelt, sich sicher fühlen zu können.

In der Pubertät kam es dann zu heftigsten Auseinandersetzungen zwischen ihr und ihren Pflegeeltern mit der Folge, dass die Pflegeeltern sie vor die Tür setzten und sich auch weiter nicht mehr für sie interessiert haben.

Damit war all das, was sie mit der Namensänderung verbunden hat überhaupt nicht da. Es blieb nichts übrig. Sie fühlte sich von den Pflegeeltern völlig in Stich gelassen. Sie war völlig fassungslos und stellte sich die Frage: „Wieso laufe ich jetzt mit diesem Namen rum, denn alles was ich mit diesem Namen in Verbindung gebracht habe, wollen sie mir nun nicht mehr geben“.

Die junge Frau machte dann den Versuch, sich an die leiblichen Eltern zu wenden. Sie hoffte, dort das zu finden, was die Pflegeeltern ihr nicht gaben. Gegenüber den leiblichen Eltern kam sie sich sehr komisch vor, sich nun mit den Namen der Pflegeeltern präsentieren zu müssen und zu erklären, dass sie dort rausgeschmissen worden sei.

Sie wollte bei den Herkunftseltern ihre Identität suchen, hatte dafür aber auch den falschen Namen. Außerdem war sie in einer bürgerlichen Familie groß geworden und hatte auch deren Werte übernommen. Diese Familie hatte ihr aber zu verstehen gegeben, dass sie nichts mehr mit ihr zu tun haben will und die Herkunftsfamilie lebte ein Leben, mit dem sie sich überhaupt nicht identifizieren konnte.

Mit der Namensänderung hat sie andere Vorstellungen gehabt, als die die eingetreten sind. Sie hatte gehofft Eltern zu haben und Verlässlichkeit, Unterstützung, Sicherheit und Verbundenheit zu erfahren
Heute sagt sie: „ Ich habe wieder Kontakt zu meinen Pflegeeltern. Die Verletzungen sitzen aber tief in mir. Weder mit dem Namen der Herkunftsfamilie, noch mit dem Namen der Pflegefamilie verbinde ich eine positive Geschichte. Beide Namen machen mich traurig und eigentlich möchte ich gern beide Namen loswerden.“

HH: Offensichtlich haben ja die Kinder höhere Erwartungen an die Namensänderung als die Pflegeeltern?

FK: Ja das glaube ich. Vielleicht kann dieser Artikel ja auch dazu dienen, die Pflegeeltern zum Nachdenken anzuregen was eine Namensänderung auch als Verantwortung bedeutet. Es ist auch nicht gesagt, dass eine Namensänderung passender wäre, wenn das Kind älter ist. Man kann gar nicht sagen, dass ältere Kinder sich damit mehr auseinander setzen können und Dinge besser sehen können.

Vielleicht hoffen ältere Kinder mit der Namensänderung noch einen letzten Schritt in die Familie hineingehen zu können. Bei einigen ist das ja auch so und bei den meisten Kindern mit Namensänderungen bleibt es ja auch positiv.

HH: Was ist Ihnen besonders wichtig für eine Namensänderung?

FK: Mir ist wichtig, dass das Kind anhaltend den Wunsch äußert. Das das ein längerer Prozess ist und dass die Frage in jedem Hilfeplangespräch auf den Tisch kommt und es fragt „ Wie ist das jetzt mit meinem Namen und kann ich jetzt endlich so heißen wie meine Pflegeeltern?“

Wenn dies über einen Zeitraum von 3 bis 4 Hilfeplangesprächen ( also 1 ½ bis 2 Jahre) so bleibt, dann kann ich annehmen, dass die Namensänderung dem Kind wirklich sehr wichtig ist. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es Kinder gibt, denen eine Namensänderung wirklich sehr sehr gut tut und das man bei diesen Kindern nach der Namensänderung Erleichterung verspürt. Sie sind entspannter und gelassener.

Wichtig ist auch, dass man sich vor der Volljährigkeit des Pflegekindes auch noch mal vergewissert, welches Bewusstsein es denn jetzt von seinem Namen hat. Hat es das Gefühl, dass es als Erwachsener mit seinem Herkunftsnamen bestehen kann oder hat es das Gefühl, es würde mit einem falschen Namen herumlaufen? Wie ist es, wenn das Kind sich auf eigene Füße stellt und das Gefühl hat, mein Name aus der Herkunftsfamilie bin eigentlich gar nicht „ich“, obwohl das Kind damit groß geworden ist? Wenn das Kind sich mehr durch den Namen der Pflegefamilie sieht, dann ist noch Zeit zu überlegen, ob der Name noch vor der Volljährigkeit geändert werden kann. Als Erwachsener ist eine Namensänderung komplizierter, da der junge Mensch dies dann alles alleine regeln muss. In dieser Frage könnten besonders die Sozialarbeiter des Jugendamtes dem bald erwachsenen Pflegekind noch frühzeitig und rechtzeitig Hilfe anbieten.

Wichtig ist auch, darauf zu achten, ob der Name des Pflegekindes immer richtig geschrieben wird in den Akten. Es ist gar nicht so selten, dass der Name einmal falsch geschrieben immer so weiter gegeben wird. Wenn die Schreibweise unklar ist, sollte sie abgeklärt werden, denn es ist auch für den späteren Erwachsenen, der dies erleben muss, immer eine Irritation.

HH: Wie läuft eigentlich so eine Namensänderung ab?

FK: Für eine Namensänderung sind immer folgende Schritte notwendig:

  • Ich muss mich von der Richtigkeit einer Namensänderung überzeugen. Ist das ein Wunsch, den ein Kind über einen längeren Zeitraum äußert? Ich spreche auch mit dem Kind ohne die Pflegeeltern darüber um mich selbst zu versichern. Geht der Wunsch mehr vom Kind selber aus oder kommt er mehr von den Pflegeeltern? Das merke ich dann daran, wie das Kind den Wunsch für sich selbst begründen kann. Bei einsichtigen Begründungen und wenn das Kind mir passende Erlebnisse schildert, dann kann ich nachvollziehen, ob es wirklich SEIN Wunsch ist. Schulkinder bitte ich um eine schriftliche Begründung.
  • Eine Vormundschaftliche Genehmigung über das Familiengericht oder das Ansprechen der sorgeberechtigten Eltern ist der nächste Schritt
  • Hier in meiner Stadt wird das Kind zu dieser Frage immer angehört. Ich begleite das Kind zur Anhörung. Das Gericht überzeugt sich davon, dass das Kind seine Lebensgeschichte und seinen Herkunftsnamen kennt und fragt nach, warum es den Namen der Pflegefamilie tragen möchte. Nach der Anhörung erhält der Vormund dann die Erlaubnis, den Antrag auf Namensänderung beim Standesamt stellen zu dürfen.
  • Nach der gerichtlichen Genehmigung stellt der Vormund dann den Antrag beim Standesamt in dem er deutlich machen muss, dass die Namensänderung
  • für das Wohl des Kindes notwendig ist
  • ein auf Dauer angelegtes Eltern-Kind Verhältnis begründet wurde
  • eine Adoption nicht oder noch nicht möglich ist.
  • Das Standesamt trifft dann die Entscheidung, ob der Namensänderung stattgegeben wird. Dort wird auch die Namensurkunde angefertigt. Den leiblichen Eltern biete ich immer ein Gespräch über den Wunsch ihres Kindes auf Namensänderung an. Sie erhalten später auch vom Gericht und vom Standesamt die Gelegenheit, sich dazu zu äußern. Haben sie das Sorgerecht, müssen sie den Antrag selbst stellen.

Eine Namensänderung ist nicht mehr rückgängig zu machen. Daher bin ich in dieser Frage auch immer besonders sorgfältig.

HH: Ich danke Ihnen sehr für das ausführliche Interview.

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