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23.04.2020
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Kind sucht Obhut

Pflegekinder zwischen den Fronten

Am 12. April gab es in Deutschlandfunk ein Podcast zum Thema Pflegekind. Pflegeeltern schildern die Situation ihrer Pflegekinder - von eiliger Vermittlung, von Bindung, von Trennung, von Unklarheiten und unterschiedlichen Vorstellungen der verschiedensten Beteiligten. Im Podcast äußern sich auch Prof. Klaus Wolf, Prof. Ludwig Salgo, Ina Bovenschen vom Deutschen Jugendinstitut und andere. Der Podcast kann angehört oder nachgelesen werden.

Auszüge aus dem Podcast

Gut 80.000 Pflegekinder gibt es in Deutschland. Für den Staat ist das die günstigste Methode, Kinder unterzubringen, die vorübergehend oder dauerhaft nicht bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können. Die Kinder können von ihren Pflegefamilien sehr profitieren – wenn es gut läuft.

Es gibt aber auch Fälle, in denen es nicht gut läuft. In denen Pflegeeltern mit traumatisierten, anstrengenden Kindern überfordert sind, in denen Pflegekinder zwischen die Fronten eines Rechtsstreits geraten, in denen sie gegen ihren Willen aus einer vertrauten Umgebung gerissen werden. Alle Seiten betonen dann meist, nur das Beste für das Kind zu wollen. Aber was ist eigentlich das Beste für sie? Brauchen sie tatsächlich mehr Rechte, wie es derzeit diskutiert wird? Was wissen wir über Pflegekinder? Und: Schöpfen wir wirklich alle Mittel aus, um ihr Schicksal zum Positiven zu wenden?

„Das Schicksal „Pflegekind“ ist schon ein sehr herausforderndes. Diese Kinder hatten einen sehr, sehr schlechten Start, und die Frage ist: Nehmen wir wirklich alles in die Hand an Wissen und Räumen und Zeit und Personal und Qualifizierung, um tatsächlich diesen Kindern, die große Nachhol-Bedürfnisse in vielerlei Hinsicht haben, auch gerecht zu werden?“ Nein, meint Ludwig Salgo.

 Hat man verantwortungsvolle Menschen für diese schwierigen Aufgaben gewonnen, dann dürfe man sie nicht im Stich lassen, meint Klaus Wolf:

„Ich halte es für unverantwortlich, Kinder in Pflegefamilien unterzubringen, wenn man dem Kind und der Pflegefamilie nicht eine intensive Betreuung und Begleitung anbieten kann. Wer das nicht macht, der hat einen unverantwortlichen Umgang mit der Bereitschaft von Menschen in unserer Gesellschaft bei der Lösung eines schwierigen gesellschaftlichen Problems, nämlich: Wie können wir diesen Kindern gute Entwicklungschancen und Zukunftschancen eröffnen? – dabei mitzuhelfen.“

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