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14.09.2012
Fachartikel

Die besten Strategien bei Lernschwierigkeiten

Besonders wenn Kindern das Lernen nicht ganz so leicht fällt, sind die täglichen Hausaufgabensituationen oftmals eine wiederkehrende Belastungsprobe für alle Beteiligten. Da kommt Ihr Kind aus der Schule, um 15 Uhr steht ein Zahnarztbesuch an, Ihr Sohn will zum Fußballspielen, Ihre Tochter zum Chor oder eine andere Aktivität ist geplant. Dann klingelt auch noch das Telefon, weil sich jemand mit Ihrem Kind verabreden will. Und da sind ja auch noch die Hausaufgaben, die zu den täglichen „Pflichten“ eines jeden Schulkindes gehören.

Besonders wenn Kindern das Lernen nicht ganz so leicht fällt, sind die täglichen Hausaufgabensituationen oftmals eine wiederkehrende Belastungsprobe für alle Beteiligten.
Da kommt Ihr Kind aus der Schule, um 15 Uhr steht ein Zahnarztbesuch an, Ihr Sohn will zum Fußballspielen, Ihre Tochter zum Chor oder eine andere Aktivität ist geplant. Dann klingelt auch noch das Telefon, weil sich jemand mit Ihrem Kind verabreden will. Und da sind ja auch noch die Hausaufgaben, die zu den täglichen „Pflichten“ eines jeden Schulkindes gehören. Diese wollen zügig erledigt sein, aber Ihr Kind bummelt, schaut verträumt aus dem Fenster, fängt erst gar nicht an oder steht alle fünf Minuten hinter Ihnen: „Du musst mir helfen!“
Diese oder ähnliche Situationen kennen viele Eltern. Mitunter reagieren wir als Eltern in solchen Augenblicken ungeduldig, gereizt oder sogar verärgert. Im ungünstigsten Fall schaukelt sich die Situation hoch. Dann passiert es: Es wird laut, es kommt zu Auseinandersetzungen... manchmal fließen sogar Tränen...
Eltern, die solche Erfahrungen täglich mit ihren Kindern bei den Hausaufgaben machen, äußern sich oft so:

  • „Er konzentriert sich nur nicht genug, sonst würde er das schaffen!“
  • „Sie muss nur lernen sich mehr zu konzentrieren.“
  • „Er ist mit seiner Aufmerksamkeit überall, nur nicht da, wo er sein soll!“
  • „Eigentlich kann sie das, aber sie konzentriert sich nicht genug.“
  • „Manchmal kann er es und dann wieder scheint alles wie weggeblasen …“
  • „Sie lernt auswendig, aber am nächsten Tag ist alles wieder weg!“
  • „Wenn er wollte, dann könnte er das alles!“
  • „Sie ist nur zu faul und wenn ich dann Druck mache oder ihr was verbiete, dann geht es plötzlich.“
  • „Die Lehrerin sagt, es ist alles in Ordnung, aber ich habe ein anderes Gefühl, ich sehe ja wie er sich bei den Hausaufgaben quält und wie lange es dauert.“
  • „Es gibt immer wieder Stress wegen der Hausaufgaben und alleine bekommt sie gar nichts hin.“
  • „Er bemüht sich, aber es dauert immer Stunden!“
  • „Wenn ich ihr nicht helfen würde, würde sie die Hausaufgaben nie fertig bekommen.“
  • „Er braucht einfach nur etwas länger.“
  • „Die haben das durchgenommen, aber meine Tochter hat bestimmt wieder mal nicht aufgepasst!“

Es gibt gerade unter den Pflegekindern viele Kinder, die eine enge Begleitung und zusätzliche Unterstützung benötigen. Dies gilt vor allem dann, wenn:

  • ein Kind ständig überfordert ist bzw. große Lücken vorhanden sind
  • Ihr Kind die Lerninhalte in der Schule definitiv nicht verstanden hat.
  • vielleicht sogar eine diagnostische Teilleistungsstörung wie LRS oder Dyskalkulie/Rechenschwäche vorliegt.

Zerlegen des Lerninhaltes

Erfahrungsgemäß ist dieser Punkt für Eltern der schwierigste Schritt. In der Regel ist es ja so, dass die Kinder etwas nicht begreifen, was Sie selbst als Erwachsener sicher beherrschen, d.h. Sie haben dieses Wissen längst automatisiert. Wenn wir dann darüber nachdenken, wissen wir oft gar nicht mehr, wann und wie wir es gelernt haben. Wir können es halt und uns erscheint es daher einfach und logisch. Bei einigen Kindern aber scheint es mitunter so, als hätten sie das berühmte „Brett vor dem Kopf“. Sie begreifen einfachste Dinge trotz wiederholter Erklärungen nicht und wir Erwachsenen stehen hilflos vor ihnen.

Auf meinen Vorträgen verdeutliche ich das Zerlegen von Lerninhalten immer gerne wie folgt:
Stellen Sie sich ein Blatt Papier vor, das eine schwierige Aufgabe darstellt, die Sie nicht verstehen. Nun zerreiße ich das Blatt in der Mitte, ich zerlege die Aufgabe in zwei Teile und stelle Ihnen nur noch einen davon vor. Aber den verstehen Sie immer noch nicht… Nun zerreiße ich also die eine Hälfte erneut in zwei Teile. Aber immer noch haben Sie einen „Knoten im Kopf“ und kommen nicht hinter das System der Aufgabe. Ich zerlege also erneut eines der kleinsten Papierstücke in zwei Teile und erkläre Ihnen den Sachverhalt dieses Teiles. Und nun haben Sie eine Ahnung, worum es bei diesem Teilstück geht! So muss jedes einzelne Teilstück überprüft werden, bevor man sie wieder zusammensetzen kann.
Vergewissern Sie sich dabei durch Nachfragen, ob ihr Kind Sie verstanden hat. Bedenken Sie jedoch, dass Kinder auf die Frage „Hast du das verstanden!“ oftmals mit „Ja!“ antworten, womit sie jedoch meinen: „Ich habe zugehört! Ich habe jedes Wort gehört! Inhaltliches Verstehen meint etwas anderes. Für eine realistische Einschätzung ist es daher sinnvoller, die Kinder aufzufordern, den Sachverhalt mit eigenen Worten zu wiederzugeben.
Wenn alle Einzelteile einer Aufgabe oder eines Sachverhaltes verstanden und wieder zu einem ganzen zusammengefügt wurden, geht es ums Behalten und Merken. Sich etwas merken zu müssen, was nicht verstanden wurde, ist eine große Hürde!

Einzelteile automatisieren und sichern

Die einzelnen Lerninhalte sollten so oft wiederholt werden, bis sie sicher und automatisiert sind, d.h. die richtige Antwort sollte leicht fallen. Wiederholung ist hier das Schlüsselwort. Es reicht nicht aus, sich mit einer einzelnen, richtigen Antwort zufrieden zu geben. Denn im Zweifelsfall ist das Gelernte dann am nächsten Tag wieder vergessen. Werden die Antworten hingegen leicht und sicher abgerufen, steigert dies die Lernmotivation und die langfristige Abspeicherung im Gehirn.
Kinder, denen das Lernen leicht fällt, wiederholen das Gelernte ganz von allein, wieder und wieder. Sie sind stolz darauf, durch das Wiederholen immer schneller und besser zu werden. Kinder mit Lernschwierigkeiten hingegen wiederholen erfahrungsgemäß ungern. Sie zeigen oft ein sehr vielschichtiges Vermeidungsverhalten. Auch für die Eltern ist das wiederholende Üben mit diesen Kindern oft eine große Herausforderung. Verständlicherweise, denn die gleiche Übung über Tage oder gar Wochen zu machen, ist für die Erwachsenen, die den Stoff ja beherrschen, eher langweilig.
Wie oft etwas wiederholt werden muss und in welchen Abständen, ist individuell sehr unterschiedlich. Es sollte wiederholt werden, bevor es wieder in Vergessenheit gerät. Bei manchen Kindern muss dies noch am gleichen Tag geschehen, dann am darauf folgenden Tag usw. Es ist ratsam, eventuell auch die Wochenenden und die Ferien einzubeziehen, damit das Kind danach nicht wieder von vorne mit dem Lernstoff beginnen muss.
Die Portionen sollten jedoch für das Kind überschaubar sein und einen Zeitraum von 10-15 Minuten täglich nicht überschreiten. Neben den Hausaufgaben Defizite aufzuarbeiten bedeutet immer, dem Lernen eine zusätzliche Zeit einräumen zu müssen. Im Einzelfall empfehle ich Eltern, hier mit den Lehrkräften eine Regelung zu finden, dass die Hausaufgaben entsprechend abgeändert oder verringert werden.

Unsichtbares ins Bewusstsein holen

Manche Dinge müssen wir erst in unser Bewusstsein holen, damit wir sie sicher abspeichern können.
Die 12-jährige Anna hat große Schwierigkeiten mit der Rechtschreibung. Eines Tages habe ich Anna gefragt, ob sie das Wort „sind“ kennt und weiß, was es bedeutet. Sie schaut mich fragend an und sagt, „nein, das Wort gibt es doch gar nicht!“ Dabei ist „sind“ eines der häufigsten Verben, die wir benutzen. Aber Anna hat es bis jetzt noch nicht bewusst wahrgenommen und schreibt in ihren Texten auch konsequent das, was sie hörte: „sind“ mit -t- am Ende. Nun sage ich ihr einen Satz mit „sind“: „Wir sind gerade in der Schule und lernen.“ Sie grinst mich an, „ach so… na klar kenn ich das Wort, das sag ich sogar öfter!“

Ähnlichkeiten beim Lernen vermeiden

Um diesen Aspekt zu verdeutlichen, zunächst ein Beispiel. Stellen Sie sich vor, ich würde Ihnen die japanischen Schriftzeichen beibringen. Und ich würde mit den Zeichen beginnen, die sich am ähnlichsten sehen. Halten Sie das für eine gute Idee? Sicher nicht, denn Sie wären dadurch verwirrt und es würde Ihnen das Lernen erschweren.
Der Psychologe Ranschburg wies 1905 nach, dass das Gedächtnis bei der Wiedergabe von ähnlichen Lerninhalten blockiert ist. Man nennt dies das Ranschburg-Phänomen oder spricht von der Ähnlichkeitshemmung. In verständlicher Sprache gesprochen kennt es jeder: Es sollen zwei Dinge erlernt werden, die sich gleichen und der Kopf schmeißt alles durcheinander.
Réné kam zusammen mit seinen Eltern zur Beratung. Die angeblich zunehmenden Schwierigkeiten in der Rechtschreibung bereiteten den Eltern Sorgen. Der Vater berichtete, wie sie beim Üben der Diktate und der dazugehörigen Lernwörter vorgegangen sind. „Je mehr wir üben“, sagte er, „desto mehr Fehler macht Réné.“ „Wie gehen Sie beim denn Üben vor?“, fragte ich ihn. Daraufhin zog er einen Zettel aus der Tasche, hielt ihn mir hin und sagte: „Wir üben nur die schweren Worte, am Schluss waren es nur noch diese zehn.“ – Damit zeigte er auf den Zettel – „Aber gestern hat er nur noch eines richtig geschrieben.“ Als ich auf den Zettel schaute, musste ich schmunzeln, denn da standen folgende Begriffe:
Füller, Pflanze, fiel, fertig, versetzen, pflücken, Pfeffer, pfeifen, vorbei, Ferkel
Und so hatte Réné sie geschrieben:
Pfüller, Flanze, viel, vertig, fersetzen, flücken, Pfeffer, feifen, forbei, Pferkel
Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass das Lernen dieser sehr ähnlich geschriebenen Wörter Réné völlig verwirrte.
Betrachtet man das Fach Deutsch, stellt man schnell fest, dass es eine Menge an Materialien gibt, die die Ähnlichkeitshemmungen nicht berücksichtigen. So u.a. auch Übungen zur -b- und -d- Unterscheidung und Diktate, in denen gleichzeitig Wörter mit „s“, „ss“ und „ß“ geübt werden. Die Anwendung der Rechtschreibregeln, die in diesem Zusammenhang erklärt werden, empfinden einige Kinder als Stütze, andere erleben sie als sehr mühsam und wieder andere werden durch die Regeln zusätzlich verwirrt.
Auch im Englischunterricht taucht dieses Problem gelegentlich auf. Da gibt es Wörter, bei denen es kaum möglich ist, nicht verwirrt zu sein. Heißt es nun „their“ oder „there“, „much“ oder „many“? Und leicht zu verwechseln sind die beiden Fragewörter „who“ (= wer) und „where“ (= wo). Solche Begrifflichkeiten, die geradezu dazu einladen, durcheinander geschmissen zu werden, bezeichnet man als „falsche Freunde“. In solchen Fällen kann es hilfreich sein, sich Eselsbrücken zu machen.
Dabei gibt es auch Ähnlichkeiten, die sich auf den Inhalt oder einen ähnlichen Klang beziehen. So fiel es mir lange Zeit schwer mir zu merken, ob der Klavierlehrer meines Sohnes Herr Sommer oder Herr Sonntag heißt. Unbewusst hatte ich gespeichert, dass der Name etwas mit dem Kalendersystem zu tun hat. Und schon war ich verwirrt. Hieß er nun Sonntag oder Sommer? Als ich ihn dann einmal tatsächlich mit falschem Namen ansprach, mich aber sofort verbesserte, kommentierte er dies lachend: „Sie glauben gar nicht, wie oft mir das passiert. Ich reagiere inzwischen auf beide Namen.“
Sie sehen also: Es gibt endlos viele Beispiele für immense Verwirrungsquellen. Doch was ist nun die Lösung dieser Misere? Ziel beim Lernen ist es, keine Zweifel entstehen zu lassen. Wenn einander ähnelnde Dinge gelernt werden müssen, dürfen diese nicht nebeneinander dargestellt werden. Beherrscht der Schüler eine Sache sicher, erfolgt dann< erst das Trainieren und die Bereitstellung von Hilfsregeln zum Erlernen eines ähnlichen Inhaltes.

Vom Großen zum Kleinen und vom Langsamen zum Schnellen

Diese Vorgehensweise gilt es besonders beim Lesenlernen und beim Lernen von Linienverläufen zu berücksichtigen. Die Schrift der Lesetexte sollte anfangs entsprechend groß sein, die Zeilenabstände ebenso. Natürlich werden zunächst einfache Texte gewählt (einige einfache Lesetexte finden Sie bei uns kostenlos auf der Homepage des Spieleshops im Downloadbereich).
Das Prinzip vom Langsamen zum Schnellen kann vor allem durch den Einsatz von Lernkarten unterstütz werden. Lernkarten können sowohl Karteikarten sein, die selbst mit Wörtern oder Rechenaufgaben beschriftet werden, als auch vorgefertigte Karten aus Karteikästen oder aus vorhandenen Kartenspielen.
Erst wenn das Kind bei einer langsamen Abfolge sicher ist, kann das Tempo in kleinen Schritten gesteigert werden. Es ist im Grunde der gleiche Prozess, den sie von Bewegungsabläufen beim Sport oder beim Erlernen eines Instrumentes kennen. Man beginnt langsam, bekommt Sicherheit und kann dann das Tempo erhöhen. Dies gilt eben auch beim Benennen der Buchstaben oder bei Rechenaufgaben.
In meiner Praxis arbeite ich sehr viel mit Karteikarten und Spielkarten. Diese haben viele Vorteile gegenüber Arbeitsblättern:
Die meisten Kinder verbinden mit Karten eher etwas Spielerisches als mit Arbeitsblättern. Dies gilt vor allem für Kinder, die ungern schreiben.
Die Eltern können ohne größeren Aufwand aussortieren und eine Auswahl treffen
Die Eltern können das Tempo reduzieren oder anziehen
Die Eltern können beim Üben mit Karten genau beobachten, wo Kinder noch „stolpern“
Was ich damit meine ist Folgendes: Sie können über Ihre Füße stolpern, Sie können aber auch „im Kopf stolpern“. Wenn Sie darüber nachdenken, kennen Sie dieses Stolpern natürlich. Kinder mögen es sehr, wenn ich zunächst anhand von Elternbeispielen erläutere, was ich mit dem „Stolpern im Kopf“ meine. Z.B. wollen Sie Ihren Sohn mit Namen rufen, aber zuerst rutscht Ihnen der Name der Tochter oder des anderen Sohnes heraus.
Wenn Kinder im Kopf stolpern, zeigt sich dies durch:

  • Stirnrunzeln
  • Versprechen und sich korrigieren müssen
  • Hochgucken und Überlegen
  • Gesicht verziehen
  • Das Schaffen künstlicher Pausen, indem z.B. die Aufgabenstellung bewusst wiederholt wird, um Zeit zu gewinnen
  • Fassen an den Kopf, bin hin zu Schlagen an den Kopf, begleitet von Aussprüchen wie: „Warte! Nicht sagen!“ oder „Ich weiß das… ähm…“

Für das Üben mit Karten gilt: Nehmen Sie nicht nur die Aufgaben, Vokabeln etc., die Ihr Kind nicht kann. Im Gegenteil, nehmen Sie zu 80% Aufgaben, die nur wiederholt werden müssen und schon einigermaßen sitzen. Denn Kinder mit Lernschwierigkeiten haben aufgrund vieler Misserfolge oft ein geringeres Selbstwertgefühl. Dies gilt es zu bedenken und entsprechend groß sollte der Anteil der Aufgaben sein, bei denen das Kind nicht mehr stolpert, sondern bereits Sicherheit hat. Denn Sicherheit begünstigt die Lernmotivation.
Bereiche, die Sie hervorragend mit Karteikarten unter dem Aspekt „Sicherheit“ üben können, sind: Buchstaben, Vokabeln, die Schreibweise von Wörtern (siehe „Wortkarten“ in unserem Downloadbereich), Plusaufgaben unter 10, Minusaufgaben unter 10, das kleine und große Einmaleins.

Spielerisch lernen

Generell lässt sich sagen, dass alles, was Kinder spielerisch oder experimentell lernen, eher ihre Begeisterung findet.
Es gibt Dinge, die Sie spielerisch üben können. Es mag aufgelockert sein, aber es dient der Übung. Dieser Unterschied ist wichtig. Denn Kinder haben ein sicheres Gespür dafür, wenn Sie das Üben eines unliebsamen Inhaltes in ein Spiel verpacken. Beim spielerischen Üben sind Sie als Erwachsene in vielen Fällen im Vorteil. Sie müssen sich zurücknehmen, da Sie in der Regel besser sind und sonst jedes Mal gewinnen würden. Zu solchen Situationen wird es immer wieder einmal kommen, wenn Sie Ihr Kind beim Lernen spielerisch begleiten. Während jüngere Kinder diesen Prozess häufig noch nicht durchschauen, wird bei lernschwachen, älteren Kindern diese Art des Spielens oft überstrapaziert. „Du hast mich einfach nur gewinnen lassen!“ oder „Du tust ja nur so!“, sind dann typische Äußerungen. Sie können sicher sein, Kinder haben einen guten Riecher für aufgesetzte Pädagogik.
Ich kann mich gut erinnern, dass ich mit meinen Kindern oft Memory gespielt habe. Mit der zunehmenden Erkenntnis, dass die Kinder jedes Mal gewinnen und ich nie eine Chance habe, verlor ich die Lust an diesem Spiel. „Sollen wir nicht mal was anderes spielen?“, war dann mein Kommentar. Unbewusst hatte ich die Lust an dem Spiel verloren und versuchte, die Kinder zu einer Alternative zu überreden. Wenn ich dann doch zum wiederholten Male mich auf das Memory-Spiel einließ, geschah dies aus einer mütterlichen Einsicht in den pädagogischen Wert dieses Spieles.
Neben Spielen, die einen vergleichenden Wettkampfcharakter haben, gibt es jedoch auch Spiele, die in besonderem Maße beiden oder allen Mitspielern die gleichen Chancen einräumen, da ein Glücksfaktor vorhanden ist. Diese Spiele bieten oft den höchsten Spaß für alle Beteiligten und sind zur Vertiefung und Festigung von Lerninhalten besonders geeignet.
Ein Beispiel für ein solches Spiel ist unser Kartenspiel „Limes“. Mit ihm können Sie alle Grundrechenarten üben, wobei durch einen eingebauten Glücksfaktor nicht der beste gewinnt, sondern der mit den besten Karten!

Jutta Gorschlüter is seit vielen Jahren selbstständige Lern- und Kommunikationsberaterin in Münster (Westfalen)

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