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24.08.2019
Erfahrungsbericht

Pascal - Erfahrungsbericht einer Pflegemutter

In diesem Erfahrungsbericht beschreibt die Pflegemutter die schwierige Zusammenarbeit mit der leiblichen Mutter ihres Pflegekindes.

Pflegeeltern sein heißt: Ruhe – Bedacht – Achtsamkeit allen Beteiligten gegenüber, sich zurück nehmen zum Wohle der Herkunft.

Der Auftrag an uns Pflegeeltern: aus einem emotional – und physisch verwahrlosten Kind, das Gewalt sowie mögliche sexuelle Übergriffe erfahren hat, einen für unsere Gesellschaft sozialverträglichen und arbeitsfähigen Mitbürger zu machen.

Anmerkung: Die wahren Geschehnisse die das Kind erlebt hat, bleiben im Verborgenem der Vergangenheit. Im Zusammenleben und wachsendem Vertrauen erlaubte sich Pascal seine Vergangenheit bruchstückhaft offen zu legen.

Der Auftrag beginnt mit dem eigenen Entschluss ein Pflegekind aufzunehmen. Man möchte „Eltern“ werden für ein Kind, das man nicht kennt und mit dem man, erblich bedingt, keine Gemeinsamkeiten hat. Dem Umstand des Fremdseins geschuldet hat man natürlich auch keine gemeinsame Vergangenheit, aber man hat sich für eine gemeinsame Zukunft entschieden. Die Vorbereitungen sind gespickt mit Seminaren, Gesprächen, Fragebögen, ärztlicher Untersuchung, Offenlegung der privaten Verhältnisse, Hausbesuche etc… kurzum, das bisherige Leben schleicht sich aus, es beginnt ein neues, spannendes, aufregendes und öffentliches Leben. Das Kind ist noch nicht da, aber man spürt es schon, die Tür des Herzens macht sich auf.

Als wir mit den Vorbereitungen fertig waren kam der Tag, der alles veränderte. Wir sahen einen kleinen Menschen, der uns an die Hand gegeben wurde, mit uns nach Hause fuhr, ohne nach seiner Mutter zu rufen, zu weinen oder sonstiges. Seine Augen waren fragend, seine Stimme klar, sein Sprachvolumen, für sein Alter von 3,5 Jahre, sehr ausgeprägt. Zum ersten Mal wurde ich als Mutter von zwei erwachsenen Kindern mit einer Wahrheit konfrontiert, die mich erschreckte: ein Kind verlässt mit seinen Schwestern die Mutter, die diese Kinder geboren hatte. Die Kinder werden an diesem Tage getrennt, keines der Kinder weint oder beschwert sich, oder fragt danach, wann es wieder zur Mutter kommt. Die große Schwester sagt dem kleinen Bruder: geh mit, jetzt wird alles gut.

Der kleine Mann ging mit.

Anmerkung: Dieser Moment hat sich in unsere Seele eingebrannt. Er hat einen festen Platz.

Das erste, neue Jahr war vollgepackt mit monatlichen Berichten über die Entwicklung des Kindes an den Träger. Nächtliche Wache schieben am Kinderbettchen –Alpträume - Monster – Spinnen. Ängste um die Geschwister, mussten wir aushalten lernen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich in diesen unzähligen Nächten sagte: Hey, kleiner Schatz, du bist in Sicherheit, dir wird nichts geschehen. Deine Geschwister sind auch in Sicherheit, hab keine Angst mehr. Es ist alles gut.

Wir haben Monstersteine gesammelt die ihn nachts beschützten. "Verbrauchte" Steine wurden im nahe gelegenen Fluss versenkt. Er lernte schwimmen, Rad fahren, Tiere und Menschen zu mögen, seine Impulse sowie Schimpfwörter zu minimieren, über Gefühle zu sprechen.

Unsere erste Belohnung nach ca. drei Wochen Gemeinsamkeit war ein Satz, den ich so nie erwartet hatte: O-Ton Pascal: "Ich habe auf dich gewartet, ich wusste, dass du kommst um mich zu holen und dann war da der Zauberwind, der mich hier hin gebracht hat, ich war nämlich in einem Wald versteckt". (ich brauchte Taschentücher in flexibler Größe)

Seine spröde Haut brauchte viel Pflege. Nach ca. einem Jahr fing er an durchzuschlafen. Es wurde etwas ruhiger in unserem „neuen“ Leben.

Wir lernten nach und nach seine Mutter, die Schwestern und seinen großen Bruder kennen. Einen Vater gab es zu diesem Zeitpunkt nicht.

Beim ersten Besuchskontakt mit seinen beiden älteren Schwestern (ohne Mutter) sagte mir eine seiner Schwestern: „Pass auf meinen Bruder auf, sonst rufe ich ein paar Männer an, dann wirst du schon sehen“. Aus dem Munde einer Siebenjährigen klingt das schon etwas lustig. Ich habe ihr aber das Versprechen gegeben, sehr gut auf ihn aufzupassen.

Wir wurden bei den Besuchskontakten durch einen Träger begleitet, allerdings stellte sich schon nach kurzer Zeit heraus dass die Zusammenarbeit mit der Mutter nicht so angenehm würde wie wir uns das vorgestellt hatten.

Anmerkung: Pascals Mutter redete schlecht über uns, bis hin zu übler Nachrede. (Misshandlung an Pascal, sowie sexueller Übergriff an ihrem ältesten Sohn (13 J.), der einen Tag bei uns zu Besuch war).

Für uns war dieser Umgang ein Rätsel. Alle unsere Versuche, diese aus unserer Sicht unbegründete konfliktbehaftete Haltung der Mutter in eine versöhnliche Richtung zu bringen, scheiterten. Bis heute hat sie ihre Haltung beibehalten. Irgendwann wurde uns klar: Wir sind für die Mutter die Bösen. Anmerkung: das hatten wir in dieser anstrengenden Form nicht erwartet.

Die Kontakte ohne Mutter zu den Geschwistern waren meist sehr harmonisch und fröhlich. Wir öffneten unsere Tür und unser Herz auch für die Geschwister. Pascal ging es damit gut. Er wollte allerdings keine Zeit mit seiner Mutter verbringen ohne uns. O-Ton Pascal: "Ich will da nicht hin ohne euch. Bitte geht mit." 

Pascal gedieh gut, sein Zorn wurde von Jahr zu Jahr etwas weniger, mit seinen Impulsen lernten wir innerhalb einer Familientherapie besser umzugehen. Ich arbeitete zu dem Zeitpunkt in einer Kleinkinder-Spielgruppe als Begleitung. Pascal konnte ich hier sehr gut integrieren. Er fand eine Freundin in seinem Alter, die sehr oft bei uns war und ihm in seinem neuen Leben eine große Hilfe war.

Der Einstig in den Kindergarten fiel Pascal durch die Spielgruppe nicht schwer. O-Ton Pascal: "Ich war bei Bauchmama auch schon mal in einem Kindergarten, da durfte ich nur einmal hin. Da war ich traurig. Schön, dass ich jetzt immer in den Kindergarten gehen kann."

Er wurde sechs Jahre alt. Aufgrund seiner Entwicklungsverzögerungen wurde er ein Jahr zurück gestuft.

Pascal ist ein naturverbundenes Kind mit einem starken Drang zur Autonomie. Wir suchten daher nach einer zu ihm passenden Schule. Zwei Jahre schauten wir uns mit Pascal Schulen in unserem erreichbaren Umfeld an. Die Wahl fiel auf eine freie Waldorfschule. Die Philosophie der Schule, das Umfeld, die Klassenräume, die Gespräche mit den Verantwortlichen, sowie Kinder- und Elternkurse zeigten uns, dass wir zu diesem Zeitpunkt im Interesse des Kindes auf dem richtigen Wege waren. Wir informierten vor der Schulanmeldung zeitnah Pascals Mutter, den Träger und das zuständige Jugendamt. Wir wurden von allen Beteiligten bestärkt diesen Weg mit Pascal zu gehen, während die Mutter jedoch diese Schulform verweigerte.

Es folgten unsererseits Einladungen an sie, um die Schule kennen zu lernen. Dies wurde zwei Jahre lang ignoriert. Ein halbes Jahr vor der Einschulung erklärte sie: "Ich kann mich nicht mit dieser Schulform identifizieren. Ich will, dass Pascal die Regelschule besucht". Ihre Entscheidung teilte sie Pascal während eines Besuchskontaktes kurz nach seinem siebten Geburtstag unverblümt mit und wies deutlich daraufhin, dass sie das entscheiden könne, da sie die Macht dazu habe.

O-Ton Pascal: „Ich will aber in meine Schule und du bist eine Scheißmutter. Ich gehe jetzt zu meinen Eltern.“ Er boxte sie mit voller Wut in die Brust und schmiss ihren Roller hinter ihr her. Seine Wut war so schmerzhaft, dass wir uns für ihn wünschten, dass dieser Kontakt beendet würde. Wir saßen in der Nähe und hörten Pascal schreien. Wir selbst durften ja diesen Besuchskontakt nicht beenden. Laut der Begleitung des Trägers haben kein Recht dazu. Der Begleiter erklärte uns, dass man den Kontakt zeitlich zu Ende bringen müsse, um die Kindesmutter nicht zu verärgern. Man habe lieber ein unglückliches Kind als eine Kindesmutter, die sauer ist. Schließlich habe sie ja das volle Sorgerecht.

Pascals Mutter reizte ihre Haltung zum Thema Schule bis zum letzten Tag der Entscheidung aus. Bei der Anmeldung in einer Regelschule verweigerte Pascal sich völlig. Er galt sodann als nicht beschulbar. Seine Mutter sollte ihre machtbetonte Haltung in einem Protokolls bestätigen. In diesem Moment knickte sie ein und erlaubte die Einschulung in der freien Waldorfschule. Zur Belohnung bekam sie dafür einen Sonderbesuchskontakt vom Träger zugebilligt, den wir ausführen mussten.

Innerhalb dieses Besuchskontaktes versprach seine Mutter Pascal eine Schultüte zur Einschulung. Pascal wollte sich darauf nicht verlassen, deshalb haben wir selbst eine gebastelt. Er sollte Recht behalten. Es kam keine Schultüte und der Einladung zur Einschulung folgte sie auch nicht. Die Enttäuschung war spürbar, hielt sich aber an diesem aufregenden Tag in Grenzen. O-Ton Pascal: „ich wusste, dass die keine Schultüte für mich macht.“

3,5 Jahre waren wir nun schon Pflegeeltern und hatten das Gefühl, dass die Mauer zwischen uns und Pascals Mutter immer höher wurde.. Wir fuhren Pascal regelmäßig zu Umgangskontakten, die nahe der Wohnung der Mutter stattfanden.  Für Pascal hieß das 3 – 4 Std., je nach Verkehrsaufkommen im Feierabendverkehr auch mal 5 – 6 Std. Autobahnfahrt. Er fühlte sich sehr unwohl dabei und weinte manchmal. O-Ton Pascal: „Warum muss ich immer so lange fahren und die nicht?“

Anmerkung: Pflegekinder haben ein ganz feines Gespür für Herkunft – Konflikte – Pflegeeltern. Dieser Rucksack kommt auf den schon gepackten Rucksack aus der Vergangenheit oben drauf.

Uns wurde klar, dass es in dieser Angelegenheit gar nicht ums Kind ging, sondern dass das Gemenge der Erwachsenen hier Vorrecht hat. Für uns war dies völlig unverständlich. Entsprechende Nachfragen und Beschwerden wurden vom Träger abgetan.

Die beiden Schwestern waren inzwischen in einer Einrichtung des Trägers zusammen untergebracht, allerdings in getrennten Häusern. Ab dann fuhren wir jeden Monat zu "Familientreffen". Auch hier wollte Pascal nicht ohne uns hin. O-Ton Pascal: „Ihr seid meine Eltern und ich will nicht alleine mit der sein." Seine Mutter formulierte daraufhin Beschwerde Emails: "….die Pflegeeltern reden das meinem Sohn ein. Die wollen nicht, dass er zu mir Kontakt hat. Die machen auch keine Besuchskontakte…." Die Protokolle des Trägers bewiesen natürlich das Gegenteil.

Um die leiblicher Mutter wohliger zu stimmen, baute der Träger zu den monatlichen Besuchskontakten noch Telefonkontakte ein. Im zweiwöchigen Rhythmus sollte sie mit ihrem Sohn, im Rahmen der Bindungstoleranz, telefonischen Kontakt aufnehmen. Diese Telefonate gestalteten sich für sie sehr schwierig.

Beispiel:

  • KM: hallo mein Schatz, wie geht´s? 
  • Pascal: gut, und dir?
  • KM: auch gut. Was machste?
  • Pascal: draußen spielen.
  • KM: dann machen wir mal Schluss damit du weiter spielen kannst. Hab dich lieb. Tschüss.

Die meisten Telefonate liefen so ab. O-Ton Pascal: „Warum ruft die überhaupt an und fragt mich was ich mache. Die legt sowieso wieder auf.“

Dann gab es immer weniger Telefonate und erneut eine Beschwerde an den Träger: …. Wie könne es denn sein, dass das Kind vom Spielen, Basteln, Essen oder dergleichen geholt werde wenn sie anruft….Dem Träger war nicht klar, was sie meinte, denn ein Kind muss nicht am Telefon sitzen und warten, zumal sie sich auch nicht immer an die vereinbarten Zeiten gehalten hatte. Wir waren immer eine Std. rund um den Termin zu Hause. Wenn sie nicht angerufen hatte, war das für Pascal sehr enttäuschend. Anfangs weinte er, später nicht mehr. Er war froh, dass die Telefonkontakte einschliefen und er nicht mehr warten musste. Es folgten regelmäßige Verabredungen mit Spielkameraden. Das machte mehr Spaß und die waren zuverlässig.

Als er sieben Jahre alt war sprachen wie einmal von der Zeit, als er zu uns gekommen war. "Wie war das für dich eigentlich damals, als du zu uns kamst? Was hast du gedacht? Du kanntest uns ja nicht" fragte ich ihn. O-Ton Pascal: „Ich musste die große Treppe hoch und ich hab gedacht, ich wohne jetzt in einem Schloss und ich hab den Keller gesucht, in dem ich eingeschlossen werden könnte und dann war aber da der Engel (unsere erwachsene Tochter half ihm und uns beim Einzug) und dich hab ich sowieso schon gekannt und dann den Papa und dann die Na*…(unsere 16 Jahre alte Chihuahua Hündin) und den Ha*… (9 Jahre alter Jack Russell Rüde) und mein Zimmer und mein sauberes Bett, das war schön. Ich hatte aber ein bisschen Angst um ... (er nannte die Namen seiner Schwestern) und ich war froh, als wir die beiden besucht haben.“

Dann war alles gut.

Was uns nicht bewusst war: Pascal hat geglaubt, dass sein Pflegevater sein richtiger Vater sei, der eine Weile gebraucht hat um eine neue Mama für ihn zu finden. Dann hat er ihn holen lassen. Nur für seine Schwestern hatten wir keinen Platz. Fertig. - Tja, das hatten wir nicht vermutet. Nun mussten wir ihm erklären, dass es nicht so ist. In ihm wuchs nun der Wunsch seinen *richtigen Vater* kennen zu lernen. Wir unterstützen ihn soweit, wie seine leibliche Mutter es zuließ. Leider kam es auch hier wieder zu Konflikten und Lügen. Es wurde ihm ein Vater *untergeschoben* anhand eines Bildes bei seiner großen Schwester. Heute ist klar, dass die Kinder unterschiedliche Väter haben. Pascal kennt mittlerweile als einziges Kind seinen Herkunftsvater und hat auch mit diesem, gegen den ausdrücklichen Willen der Kindesmutter, persönlichen Kontakt. Diese Kontakte tun ihm sehr gut, allerdings hat sich seine Haltung zum Pflegevater nicht geändert. Im Gegenteil, er hat einen Vater und viel wichtiger, seinen Papa (Pflegevater).

Die Besuchskontakte zur Mutter wurden zunehmend schwieriger und noch konflikthafteter. Das neue zuständige Jugendamt an unserem Wohnort, welches erst nach unüblichen drei Jahren das Kind übernommen hatte, entschloss sich daher, das Familiengericht zur Hilfe anzurufen. Pascals Mutter stellte seine Unterbring bei uns grundsätzlich in Frage und unterstellt unhaltbare Dinge gegen uns und andere. Durch das neue Jugendamt erfuhren wir das erste Mal aktive Hilfe für Pascal. Das Amt arbeitete mit uns bedarfsorientiert in Pascals Interesse zusammen. Dieses Jugendamt sowie die gewachsene Liebe zum Kind und die Liebe vom Kind zu uns gaben uns die nötige Stärke zum Durchhalten.

Das Familiengericht ordnete im April 2018 an, dass Pascal *vorerst* bei uns verbleibt. Es wurde für uns endlich ein sicherer Raum geschaffen. Wir teilten Pascal mit, was der Richter gesagt hat. (Die Kinder werden in solche Prozesse mit eingebunden -Termin Verfahrensbeistand - Termin Richter – Termin Gutachter/in) O-Ton Pascal: „Dann sind wir ja jetzt eine richtige ganze Familie? Keine halbe mehr….“ DANKE… und es folgten dicke Umarmungen im Dreier Verbund (Kind-Papa-Mama). Pascal (9 Jahre) war an diesem Tag sehr glücklich.

1 ½ Jahre vor dieser Verbleibensanordnung wurden die Schwestern nach einem Ferienaufenthaltes bei der Mutter nicht mehr zurück zur Einrichtung des Trägers gebracht. Die Mutter zog ohne ersichtliche Vorbereitung die Anträge auf Hilfe zur Erziehung zurück. Somit hatten beide Mädchen nach vier Jahren ihr soziales und vertrautes Umfeld sowie ihre Freundinnen in- und außerhalb der Einrichtung verloren ohne sich verabschieden zu können. Ihr Eigentum wurde ihnen zum Teil vom Helfersystem der Mutter gebracht. In Fachkreisen nennt man diese Vorgehensweise "kalte Herausnahme". Pascal, das hiesige Jugendamt und wir waren ein keinster Weise informiert und auch nicht involviert.

Pascal reagierte sehr verstört, ängstlich und irritiert auf diese Nachricht. O-Ton unter Tränen: „Das kann nicht sein. Es kann kein Kind bei der * wohnen. Ich glaube das nicht. Ich gehe da nicht hin.“  Diese Aussage machte er sechs Jahre nach seiner Inobhutnahme. 

Seine Wutausbrüche werden wieder mehr, wir erfragen eine therapeutische Anbindung. Seine Mutter verweigert dies (sie ist immer noch voll sorgeberechtigt). Sie ist immer noch der Meinung, dass wir sowieso die falsche Stelle wären. Außerdem würden wir ihn durch therapeutische Hilfe stigmatisieren und deshalb stimmt sie nicht zu. 

Anmerkung: besuche weiter Seminare, studiere Fachbücher und bringe alle Themen in unseren Hilfekreis für Pflege- und Adoptiveltern ein um Pascal liebevoll und bedarfsorientiert zur Seite stehen zu können.

Wir stoßen an unsere emotionalen Grenzen. Unsere Beziehung steht auf dem Prüfstand. Wir suchen uns Fluchtpunkte um nicht zu zerbrechen. Jugendamt, Familie, Freunde, Jugendhilfe und Verein helfen uns sehr. Wir haben nicht geglaubt, dass wir jemals so viel Unterstützung brauchen würden.

Die Haltung der Mutter innerhalb des Umgangsverfahrens zum leiblichen Vater war geprägt durch offensichtliche Ablehnung unserer Person. Das Familiengericht wusste ihr mit auf den Weg zu geben, dass Pascal es doch sehr gut getroffen habe. Er habe Pflegeeltern, die ihn liebhaben, wirklich für ihn sorgen und diese Sorgfaltspflicht ernst nehmen. Er habe ein gutes und gesundes soziales Umfeld und Freunde. Die Mutter war leider nicht gewillt, ihre Haltung zu überdenken, da sie sehr erschrocken darüber war, dass das Gericht den Kindesvater angeschrieben hatte.

Der Kontakt zum Kindesvater war nun hergestellt und wurde seitens des Gerichtes, des Jugendamtes, von Pascal, sowie von uns - wie bereits beschrieben - befürwortet. 

Anmerkung: unser Anwalt kostete uns bisher 5.000,00 €, wir sind Selbstzahler.

Zur Zeit beherrschen die Konflikte weiter den gesamten Prozess. Ein zweites Verfahren, in dem es um die  Ergänzungspflegschaft für Gesundheit und Schule geht, wurde eröffnet.

Die Umgangsregelung -monatlicher Kontakt zur Mutter - hat nicht den gewünschten Effekt der besseren Beziehung zur Mutter. Pascal fängt an sich zu distanzieren. Er möchte seinen Familiennamen ändern. Er will so heißen wie wir. Der "Kampf" um ein glückliches Leben geht weiter.

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Wenn aus Pflegekindern oder Kindern in Erziehungsstellen Jugendliche und junge Erwachsene werden fühlen sie sich meistens in einer unüberschaubaren Situation. Auch die Pflegeeltern / Erziehungsstellen vermissen oft eine fachlich versierte und ämterübergreifende Begleitung des Verselbständigungsprozesses. In der Praxis stoßen wir immer wieder auf fehlende Kooperation unter den Behörden, an rechtliche Regelungen und Anweisungen gebundene Mitarbeiter, ein Wust an Formularen und ungenügende Information der Betroffenen. Das hat uns dazu bewogen, dieses Themenheft herauszugeben. Erweiterte Neuauflage.