Sie sind hier

22.08.2023
Empfehlung

Abschlüsse für Schülerinnen und Schüler in den Bildungsgängen Lernen und Geistige Entwicklung

Der Verband Sonderpädagogik e.V. hat aufgrund der bisherigen Schulabschlussregelung von Schülern mit Förderbedarf eine Empfehlungen für kompetenzorientierte Abschlüsse für Schülerinnen und Schüler in den Bildungsgängen Lernen und Geistige Entwicklung zur Sicherstellung einer qualifizierten Anschlussorientierung sowie deren statistische Erfassung erarbeitet.

Themen:

Pressemitteilung des Sonderpädagogik e.V. 

In den bundesweiten Statistiken werden Absolventinnen und Absolventen, die nicht den ersten Schulabschluss (ESA) erreichen, als Schülerinnen und Schüler ohne allgemeinen Schulabschluss bezeichnet. In dieser Gruppe werden sowohl Schülerinnen und Schüler, die die Schule abbrechen und/oder Abschlussprüfungen nicht bestehen, als auch junge Menschen aus den zieldifferenten Bildungsgängen Lernen und Geistige Entwicklung in einer Gruppe zusammengefasst.

Die Etikettierung "ohne allgemeinen Schulabschluss" bedeutet eine Missachtung der über die Schulzeit erbrachten schulischen Leistungen und Anstrengungen dieser Schülerinnen und Schüler mit Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung. Sie haben wie alle Schülerinnen und Schüler Anspruch auf eine vollwertige Anerkennung ihres Schulbesuchs durch ein allgemein anerkanntes Abschlusszeugnis.

In länderspezifischen Varianten erhalten derzeit junge Menschen, die in zieldifferenten Bildungsgängen unterrichtet werden, unterschiedliche Abschluss-Formulare, die über die Länder hinweg keine Aussage in Bezug auf Anschlussfähigkeiten haben.

Alle Absolventinnen und Absolventen des zieldifferenten Bildungsgangs Lernen sowie Geistige Entwicklung haben ein Anrecht darauf, ihre fachlichen und überfachlichen Kompetenzen angemessen dokumentiert zu bekommen.
Ein anerkannter zieldifferenter Schulabschluss hat im Bereich des Übergangs Schule - Beruf die Funktion einer Eintrittskarte in Ausbildung und Arbeit. Damit wird die Bedeutung für eine spätere selbstständige Lebensführung und gesicherte Teilhabe hervorgehoben.

Gerade in Zeiten eines bundesweiten Fach- und Arbeitskräftemangels müssen alle Weichen so gestellt werden, dass nicht von vornherein junge Erwachsene, die in zieldifferenten Bildungsgängen lernen, weniger Chancen haben, in Ausbildungen oder anschließende Arbeitsverhältnisse zu gelangen.
Wir fordern die Kultusministerkonferenz und die Bildungsministerien der Länder auf, eine einheitliche Bezeichnung für die Schulabschlüsse der zieldifferenten Bildungsgänge Lernen und Geistige Entwicklung in allen Ländern einzuführen. Damit werden Voraussetzungen für die Anerkennung durch nachfolgende Institutionen und eine Relevanz für den Übergang in die berufliche Qualifizierung geschaffen.

Nur durch die bundesweite Anerkennung aussagekräftiger Beschreibungen fachlicher und überfachlicher Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler kann der Übergang in Ausbildung und Erwerbsleben gezielt unterstützt werden. Selbstverständlich müssen Aussagen stärkenorientiert getroffen und gleichzeitig Hinweise für die im Übergang notwendige Unterstützung gegeben werden.


Der Verband Sonderpädagogik (vds) fordert

1. eine einheitliche Bezeichnung für die Schulabschlüsse der zieldifferenten Bildungsgänge Lernen und Geistige Entwicklung in allen Ländern
2. die allgemeine Anerkennung der erreichten fachlichen und überfachlichen Kompetenzen
3. eine Erweiterung der bundesweiten Schulabschluss-Statistik um die Kategorie Zieldifferente Schulabschlüsse.

Es gilt, allen Schülerinnen und Schülern im Bereich von beruflicher Ausbildung und Arbeit adäquate Chancen zu sichern und ihnen die verdiente gesellschaftliche Anerkennung und Teilhabe zukommen zu lassen.
Der Verband Sonderpädagogik bietet seine Mitwirkung und fachliche Expertise zur Umsetzung dieser Forderungen an.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband Sonderpädagogik e.V. - Bundesverband Pressestelle Hans-Sachs-Weg 18, 97082 Würzburg

Telefon: (0931) 24020, Fax: (0931) 24023

Das könnte Sie auch interessieren

Fachartikel

von:

Schulsozialarbeit - ein vielfältiges Handlungsfeld

In Deutschland ist die Schule ein fester Bestandteil der Lebenswelt junger Menschen. Hierzu trägt unter anderem die allgemeine Schulpflicht bei. Insgesamt kommt der Schule eine maßgebliche Bedeutung zu, da die Kinder und Jugendlichen einerseits einen großen Teil ihrer Zeit dort verbringen und andererseits die Erfolge und Misserfolge in der Schule einen großen Einfluss auf die Berufs- und Lebenschancen des Einzelnen haben.
Fachartikel

von:

Wenn Lernen zu Hause nicht so einfach ist

Nicht allen Kindern fällt das Lernen leicht und es gibt auch Kinder, die Unterstützung und Begleitung beim Lernen benötigen. Jutta und Marie Gorschlüter geben Tipps und Hinweise, wie das Lernen entspannt funktioniert. Dieser Artikel entstand vor dem besonderen Hintergrund des Ausfalls aller Schulen während der Corona-Krise - ist aber im Grunde immer aktuell und daher als Fachartikel in Moses Online eingerichtet.
Fachartikel

von:

Allgemeine Tipps für das Lernen im häuslichen Umfeld

Tipps für Eltern, die ihren Kindern beim Erledigen von Hausaufgaben helfen wollen.
Fachartikel

von:

Die besten Strategien bei Lernschwierigkeiten

Besonders wenn Kindern das Lernen nicht ganz so leicht fällt, sind die täglichen Hausaufgabensituationen oftmals eine wiederkehrende Belastungsprobe für alle Beteiligten. Da kommt Ihr Kind aus der Schule, um 15 Uhr steht ein Zahnarztbesuch an, Ihr Sohn will zum Fußballspielen, Ihre Tochter zum Chor oder eine andere Aktivität ist geplant. Dann klingelt auch noch das Telefon, weil sich jemand mit Ihrem Kind verabreden will. Und da sind ja auch noch die Hausaufgaben, die zu den täglichen „Pflichten“ eines jeden Schulkindes gehören.
Empfehlung

von:

Schulassistenz aus einer Hand

Gute Unterstützungsleistung für Schulkinder gefordert

In seinen aktuellen Empfehlungen formuliert der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. Umsetzungsvorschläge für ein inklusives Schulsystem und die darin benötigte Schulassistenz, damit alle Kinder mit einer Behinderung an schulischer Bildung teilhaben können.
Frage und Antwort

Zeugnisse unterschreiben

Dürfen wir Pflegeeltern die Zeugnisse unseres Pflegekindes unterschreiben?
Arbeitspapier

Gemeinsames Leben braucht gemeinsames Lernen in der Schule

Positionspapier der Lebenshilfe e.V. zur Errichtung eines flächendeckenden Netzes inklusiver Schulen, so dass Schülerinnen und Schüler mit Behinderung in ihrem räumlichsozialen Umfeld (wohnortnah) – wie andere auch – ein inklusives Angebot vorfinden.
Nachricht aus Hochschule und Forschung

Eltern halten Schulen in Deutschland für ungerecht

Die Bertelsmann-Stiftung hat eine Studie zur Schule in Auftrag gegeben. Hierbei zeigt sich, dass Eltern schulpflichtiger Kinder den Schulen in Deutschland ein durchwachsenes Zeugnis ausstellen und vor allem fehlende Gerechtigkeit bemängeln.
Nachricht aus Hochschule und Forschung

Nachholbedarf bei Lesekompetenz – mehr Geld für Bildung, Jugend und Kreativität

Studie der EU-Bildungskomissioin zeigt: Von den 15jährigen Deutschen kann fast jeder Fünfte, nämlich 18,5 Prozent, schlecht lesen. Europaweit sind es sogar 20 Prozent.
Empfehlung

Hellhörig werden, wenn Kinder nicht hinhören - Ursachen von Hörproblemen

Hörminderungen bei Kindern können angeboren oder in früher Kindheit entstanden sein – beispielsweise durch Krankheiten wie Hirnhautentzündung, Masern, Keuchhusten oder Mumps. Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist zunehmend auch Lärm – durch Knalle, laute Spielzeuge oder laute Musik – die Ursache für Innenohrschäden.