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Eltern unterschätzen Unfallrisiken zuhause
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Presseerklärung:
Eltern sehen den Straßenverkehr als Hauptunfallgefahr für ihre Kinder. 85 Prozent schätzen das Risiko hier besonders hoch ein. Das eigene Zuhause beunruhigt Eltern hingegen kaum: 82 Prozent der Eltern glauben, dass das Unfallrisiko für ihr Kind zuhause oder im Garten gering ist. Dies zeigt eine aktuelle Studie der GfK Finanzmarktforschung im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Dabei zeigen die Erfahrungen der befragten Eltern eine gänzlich andere Realität: Ein gutes Drittel der Kinder (34 Prozent) hatte bereits einen Unfall. Dabei sind 60 Prozent der Unfälle zuhause passiert, nur 14 Prozent dagegen im Straßenverkehr. Bei Kindern im Alter ab sechs Jahren nahm der Anteil der Verkehrsunfälle zwar zu, aber doppelt so häufig passierten Unfälle zuhause und in der Freizeit. Kinder bis fünf Jahren erlitten zu 66 Prozent Unfälle zuhause.
Auch die Statistiken der Unfallversicherer bestätigen dies: So geht der Anteil der Verkehrsunfälle bei Kindern seit Jahren stetig zurück und lag 2010 bei unter 16 Prozent, für die eine Leistung in der Kinderunfallversicherung erbracht wurde. Bei Kindern bis zu fünf Jahren geschieht nur jeder zehnte Unfall im Straßenverkehr.
Stürze werden unterschätzt
Die meisten Unfälle sind Stürze (57 Prozent). Allerdings halten nur 15 Prozent der Eltern dies für die größte Unfallgefahr. Am häufigsten ist bei einem Unfall der Kopf des Kindes betroffen: In 37 Prozent der Unfälle war nach den Angaben der Eltern der Kopf verletzt. Den Daten der Unfallversicherer zufolge ist der Anteil der Kopfverletzungen umso höher, je jünger das Kind ist. Er liegt bei den Sechsjährigen bei 33 Prozent, bei den Drei- bis Vierjährigen ist bei jedem zweiten Unfall eine Verletzung des Kopfes die Folge, bei Einjährigen bei rund 70 Prozent.
Dr. Stefanie Märzheuser„Kinderunfälle sind vermeidbar. Gerade in Großstädten sind etwa
Fenstersicherungen unverzichtbar. Wer keine hat, handelt fahrlässig.“
Stefanie Märzheuser, Kinderchirurgin und Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder (BAG)
Obwohl die Mehrzahl der Eltern die Gefahren für Kinder im Straßenverkehr sehr hoch einschätzt, sind sie nicht immer gute Vorbilder: Mehr als die Hälfte der Eltern trägt beim Radfahren nie oder selten einen Helm.
Gefahren in der Küche
Viele Gefahren für Kinder lauern in der Küche. Hier drohen Verbrühungen und Verbrennungen durch heißes Fett, siedendes Wasser auf dem Herd oder die glühende Herdplatte. In der Küche stehen auch ätzende Putzmittel und andere giftige Substanzen nicht selten in Reichweite von Kleinkindern. Obwohl rund 40 Prozent der Eltern die Küche als große Unfallgefahr sehen, lassen 41 Prozent der Eltern schon kleine Kinder bis fünf Jahre unbeaufsichtigt in die Küche. Ab sechs Jahren halten sich 81 Prozent der Kinder allein in der Küche auf.
Jedes Jahr verletzen sich in Deutschland 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren. Zuhause tragen die Eltern die Verantwortung, Unfälle möglichst zu verhindern.
Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des GDV „Wir wollen Eltern bei der Unfallprävention unterstützen und im Falle eines Falles für finanzielle Absicherung sorgen.“
Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der GDV-Hauptgeschäftsführung.
Die aktuelle Studie und eine neuer Elternratgeber soll das Engagement ergänzen. Die große Mehrzahl der Unfälle ereignet sich in Bereichen, in denen nur die private Unfallversicherung schützt.
Eltern überschätzen die Schwimmfähigkeit ihrer Kinder
Die meisten Eltern legen großen Wert auf Bewegung und Sport für ihre Kinder. Die motorischen Fähigkeiten und der Gleichgewichtssinn werden geschult. Von den Kindern bis fünf Jahren können bereits 42 Prozent Fahrrad fahren.
Allerdings überschätzen viele Eltern die Schwimmfähigkeit ihrer Kinder: Fast 70 Prozent der Eltern, deren Kinder das Seepferdchen-Abzeichen haben, glauben, ihre Kinder können gut bis sehr gut schwimmen. „Das ist ein fataler Irrtum“, stellt Märzheuser klar. „Wer die geforderten 25 Meter im Hallenbad schwimmen kann, ist noch lange kein sicherer Schwimmer.“ Gerade im Urlaub an Meer und See ist mehr Ausdauer und Routine im Wasser gefordert.