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Kinder mit Behinderungen in Pflegefamilien
Themen:
Dieses Dossier ist auch
als gedrucktes Themenheft erhältlich.
Die Vermittlung und Aufnahme eines Pflegekindes in eine Pflegefamilie ist immer mit der Grundfrage verbunden, ob die Pflegeeltern gerade für dieses Kind die geeigneten Personen sind und das Kind in die Pflegefamilie passt. Bei Kindern mit Behinderungen weitet sich die Frage der Geeignetheit der Pflegeeltern aus: Können sie mit der Behinderungen des Kindes umgehen? Wissen sie darüber genug, um einzuschätzen, wie das Leben im Alltag mit diesem Kind sein wird? Sind weitere Familienmitglieder ebenfalls dazu in der Lage? Ist die Pflegefamilie offen genug, um Hilfen anzunehmen und sich beraten zu lassen? Wie sollten die Rahmenbedingungen für diese Pflegefamilie und ihrem Pflegekind ganz individuell aussehen? Usw.
Oft sind Behinderungen eines Pflegekindes nicht sofort erkennbar und zeigen sich erst im Laufe der Zeit. Dies gilt besonders für Kinder mit FASD und für Kinder mit seelischer Behinderung. Manchmal können auch vor der Vermittlung des Kindes andere Formen von Einschränkungen oder Behinderungen noch nicht erkannt werden. Sie zeigen sich quasi erst im Alltagsleben in der Pflegefamilie. Dies ist dann eine besondere Herausforderung für die Pflegefamilie und die Pflegekinderhilfe.
Für die Pflegekinder sind natürlich die Pflegeeltern von größter Bedeutung. Wesentlich sind aber auch die Personen um das Kind herum, besonders der Vormund und die beratenden Fachkräfte. Sowohl die Fachkräfte innerhalb der Pflegekinderhilfe, als auch die Fachkräfte aus dem Bereich der Behinderung des Kindes. Therapeuten, ErzieherInnen in den Kitas, IntegrationshelferInnen, LehrerInnen, Frühe Hilfen etc. umringen das Pflegekind. Die Pflegeeltern müssen sich mit Krankenkassen, Eingliederungshilfe, Pflegeunterstützungen beschäftigen und oft mit diesen Institutionen ringen. Alle Beteiligten sind sich häufig nicht über passende Zugehörigkeiten von Ämtern und Leistungen klar und müssen nachfragen, manchmal nachbohren. Ein Kind mit Behinderungen aufzunehmen oder in eine Pflegefamilie zu vermitteln setzt also eine Vielzahl von Wissen, von Wissen-Wollen, von Durchsetzungsfähigkeit, von Geduld, von Nachsicht, von Beharrlichkeit und von Kraft voraus. Die Pflegefamilie fühlt sich durch all das ‚Drumherum‘ häufig mehr belastet als durch das Kind selbst. Sie muss lernen, Bedarf zu äußern, sich Kraftquellen zu erschließen und Hilfen anzunehmen.
In diesem [%Dossier%Themenheft%] werden notwendige Rahmenbedingungen für die zu leistende Aufgabe der Pflegefamilie beschrieben und gefordert. Wir stellen die Art und Weise einer guten Begleitung und Betreuung vor. Die Vertretung eines Kindes mit Behinderungen durch einen Vormund wird an einem Beispiel dargestellt. Dieses Beispiel und auch die Erfahrungsberichte der Pflegeeltern zeugen von der ganzen Bandbreite der Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Sie beschreiben Liebe und Erschöpfung, Ungläubigkeit und Beharrlichkeit. Sie zeugen von Gelingen und Kampf.
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesem [%Dossier%Heft%] einen Einblick geben können in notwendiges fachliches und rechtliches Handeln und in das alltägliche Leben diese besondere Gruppe von Kindern in Pflegefamilien.