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Einblicke Adoption - neue Broschüre zum Thema Adoption
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Das Bundesfamilienministerium hat eine neue Broschüre zum Thema Adoption herausgegeben. “Einblicke Adoption – Erfahrungen und Hintergründe“
Vorstellung der Broschüre
„Es ist ein großes Glück ein Kind aufzunehmen – Adoption eröffnet Chancen“.
Die Broschüre beginnt mit:
Wie gründet man eigentlich eine Familie?
Diese Frage scheint vielleicht erst einmal banal. Aber es gibt mittlerweile verschiedenste Familienformen – und mindestens ebenso viele Möglichkeiten, eine Familie zu gründen. Die Gründung einer Familie ist ein großer Schritt. Eltern übernehmen immer eine große Verantwortung. Aber für Adoptivfamilien stellen sich noch ganz andere Herausforderungen. Auch weil ein Adoptivkind immer mit zwei Familien verbunden ist: der Herkunfts- und der Adoptivfamilie. Und auf beiden Seiten gibt es viele Vorurteile: Man muss jung, reich, verheiratet und heterosexuell sein, um zu adoptieren. Auslandsadoptionen sind sowieso viel zu kompliziert – und Frauen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, sind Rabenmütter. Wie die Welt rund um Adoptionen tatsächlich aussieht, wissen oft nur die Menschen, die direkt mit diesem Thema zu tun haben.
Mythen und Vorurteile
betreffen auch die Zeit nach der Adoption. Viele Familien stellen sich die Frage, ob das Kind jemals „ihr eigenes“ sein kann. Sie fragen sich, wann und wie sie ihrem Kind erklären sollen, dass es nicht ihr leibliches Kind ist, und wie offen sie in Kita und Schule mit dem Thema umgehen sollen. Sie haben Angst, dass sie nach der Adoption mit ihren Sorgen und Problemen allein sein könnten.
Adoptionen werden professionell und einfühlsam begleitet.
Dabei steht immer das Kind im Vordergrund: Es geht darum, für das Kind eine Familie zu finden, in der es gut und behütet aufwachsen kann. Die Adoptivfamilie ist das Fundament, das ein Kind stark macht und sein Zuhause ist. Vermittlungsstellen bereiten Familien vor und begleiten sie auch nach der Adoption – damit sie einem Kind eine neue Chance bieten können.
...und beschäftigt sich dann mit allen Fragen zur Adoption.
Es gibt
- Zahlenmaterial (2/3 Stiefkindadoption, 1/3 Fremdadoption)
- Rechtliches,
- drei Fragen an Familienministerin Katarina Barley
- welche Handlungsbedarfe sehen Sie im Bereich der Adoption?
- Wie sehen Sie die Möglichkeit der „offenen Adoption“, also nach einer Adoption den Kontakt zur Herkunftsfamilie zu halten?
- Wie wichtig, denken Sie, ist die Begleitung der Familien?
- und ebenso Berichte zur Arbeit der Adoptionsvermittlungsstellen, Beratungsstellen usw.
- Diplom-Psychologin Dr. Ina Bovenschen vom Expertise- und Forschungszentrum Adoption (EFZA) erläutert im Interview, warum Gesetzgebung und Adoptionsfachstellen auf die gesellschaftlichen Entwicklungen reagieren sollten.
- Adoptiveltern kommen ebenso zu Wort wie in einem Interview Janine Kunze, die mit 18 Jahren von ihren Pflegeeltern adoptiert wurde und über ihre Kindheitserinnerungen das Buch „Geschenkte Wurzeln: Warum ich mit meiner wahren Familie nicht verwandt bin“. geschrieben hat. Das Buch erschien 2013 im Pendo Verlag
Interessant auch die 10 Mythen, die die Broschüre benennt:
- Mythos 1: Das Jugendamt kontrolliert vor einer Adoption das ganze Leben
Es ist richtig, dass die Beraterinnen und Berater der Adoptionsvermittlungsstellen sich sehr intensiv mit Adoptionsbewerberinnen und -bewerbern auseinandersetzen. Dabei geht es aber nicht um die Kontrolle der möglichen Adoptiveltern, sondern darum, für ein bestimmtes Kind die Adoptiveltern zu finden, die am besten zu ihm passen. Dafür muss man die Bewerberinnen und Bewerber mit ihrer Motivation und ihren Möglichkeiten gut kennenlernen. Wenn sie bestmöglich zu dem Kind und zu seinen individuellen Bedürfnissen passen, ist ein stabiles Fundament für die Adoption geschaffen.
- Mythos 2: Adoptionen kommen nur für Paare mit sehr hohem Einkommen infrage.
Richtig ist, dass Adoptiveltern ein sicheres Einkommen und ausreichenden Wohnraum für die Familie nachweisen müssen. Es gibt aber kein festgelegtes oder gar besonders hohes Mindesteinkommen. Studien zufolge sind in Deutschland aber die meisten Adoptivfamilien tatsächlich mit einem überdurchschnittlichen Einkommen ausgestattet und sie haben meistens ein eher hohes Bildungsniveau – beides stellt aber keine Bedingung für eine Adoption dar.
- Mythos 3: Adoption bedeutet, kinderlosen Paaren ein Kind zu vermitteln.
Adoptivkinder sind Wunschkinder. Im Vordergrund steht jedoch nicht der Kinderwunsch der aufnehmenden Eltern, sondern das Kind mit seinen Bedürfnissen. Das heißt, es geht darum, für das Kind die am besten geeigneten Eltern zu finden, damit es in seiner Adoptivfamilie gut und geborgen aufwachsen kann.
- Mythos 4: Kinder aus dem Ausland zu adoptieren, schafft besondere Schwierigkeiten für die Familie.
Richtig ist, dass unbegleitete Auslandsadoptionen von allen Fachleuten als riskant eingestuft werden. Dies sind Auslandsadoptionen, die ohne die Betreuung durch deutsche Adoptionsvermittlungsstellen durchgeführt werden. Die aufnehmende Familie kann dann nicht vorbereitet und nicht auf ihre Eignung hin überprüft werden. Auch eine Nachbetreuung durch Fachstellen ist hier nicht möglich. Begleitete Auslandsadoptionen hingegen stellen eine Betreuung und Unterstützung der Familien bei Problemen sicher. Die Begleitung des Adoptionsverfahrens findet in diesen Fällen genau wie bei Inlandsadoptionen in Deutschland statt. Ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren, erfordert von den Eltern oft eine stärkere Unterstützung des Kindes: Über die Kinder ist mitunter nicht viel bekannt und es kommt häufig vor, dass sie Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensprobleme aufweisen oder unter Bindungsstörungen leiden. Vor allem als Jugendliche sind sie zusätzlich damit konfrontiert, dass sie ihre ethnische Identität finden müssen.
- Mythos 5: Eine Adoption basiert auf Schmerz und Verlust.
Das kann man auch anders sehen: Eine Adoption muss keine Wunden verursachen, kann aber in vielen Fällen verhindern, dass es zu solchen kommt. Die Adoption ist oft die Lösung für eine sehr schwierige Situation, in der sich die leibliche Mutter befindet. Mit der Adoption kann sie möglicherweise diese Situation für sich und für das Kind verbessern. Richtig daran ist allerdings, dass einige Adoptivkinder Schwierigkeiten damit haben, ihr Adoptiertsein in ihrer Identität zu integrieren. Sie benötigen besondere Unterstützung durch ihre Familie und manchmal eine professionelle Begleitung, um ein stabiles Selbst zu entwickeln. Auch die leibliche Mutter hat oft lange mit ihrer Entscheidung zu kämpfen. Auch wenn sie davon überzeugt ist, dass sie für sich und ihr Kind richtig gehandelt hat, muss sie sich mit der Trauer um das Kind und dem Verlust auseinandersetzen.
- Mythos 6: Mütter, die ihre Kinder weggeben, sind Rabenmütter.
Ein Kind zur Adoption freizugeben bedeutet vor allem, eine verantwortungsbewusste Entscheidung zu treffen – für sich selbst und für das Kind. Frauen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, gehen diesen Schritt oft aus einer Notlage heraus. Die Entscheidung fällt ihnen sehr schwer und sie tragen viele Jahre an dieser seelischen Last. Frauen, die sich dafür entscheiden, ihr Kind nicht selbst aufzuziehen, haben meist schwerwiegende Gründe dafür. Sie geben jedoch dem Kind die Chance, ein erfülltes und behütetes Leben zu führen.
- Mythos 7: Gleichgeschlechtliche Paare sollten keine Kinder adoptieren, da dies den Kindern schaden würde.
Das Vorurteil, dass Kindern das Aufwachsen in gleichgeschlechtlichen Familien schaden könne, ist wissenschaftlich widerlegt. Studien kommen einstimmig zu dem Ergebnis, dass sich Kinder, die bei gleichgeschlechtlichen Paaren aufwachsen, mindestens ebenso gut entwickeln wie Kinder in heterosexuellen Partnerschaften. Nicht die Familienform ist entscheidend, sondern die Art und Weise, wie das Zusammenleben in einer Familie gestaltet wird. Lediglich die Diskriminierung durch Gleichaltrige wurde als ein mögliches spezifisches Risiko festgestellt, das aber durch die Bindungsqualität zu den Eltern in seinen Konsequenzen ausgeglichen werden kann.
- Mythos 8: Adoptierte Kinder lehnen ihre leibliche Mutter ab.
Das ist falsch. Viele Adoptierte sind dankbar dafür, dass ihre Mutter so verantwortungsvoll war, ihnen ein Leben in einer intakten Familie zu ermöglichen. Wenn es einen Kontakt zwischen der abgebenden Familie und der aufnehmenden Familie gibt, entwickelt sich sogar oft ein sehr gutes Verhältnis zwischen dem Kind und der leiblichen Mutter.
- Mythos 9: Adoptivkinder haben meistens psychische Probleme, die das Familienleben sehr belasten.
Zunächst einmal kann man sagen, dass mehr als die Hälfte der in Deutschland adoptierten Kinder von einem sogenannten Stiefelternteil adoptiert werden. Die Familieist sich in diesen Fällen also nicht fremd. Bei sogenannten Fremdadoptionen zeigen Studien, dass eine Adoption oft die beste Chance für die kindliche Entwicklung bietet: In den allermeisten Adoptivfamilien entwickeln sich die Kinder altersgemäß und die Adoptivfamilie ist dauerhaft ein zuverlässiger Lebensort. Allerdings können negative Vorerfahrungen des adoptierten Kindes, wie etwa Missbrauch und Misshandlung, eine zusätzliche Unterstützung notwendig machen, um Bindungsschwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten zu bewältigen. Forschungsergebnisse zeigen, dass die meisten solcher Schwierigkeiten durch ein stabiles familiäres Zusammenleben und fachgerechte Begleitung abgepuffert werden können.
- Mythos 10: Wenn man älter als 40 ist, darf man kein Kind adoptieren.
Das stimmt nicht. Im deutschen Adoptionsrecht ist lediglich ein Mindestalter festgelegt: Annehmende Elternteile müssen das 25. Lebensjahr vollendet haben. Werden Stiefkinder adoptiert, so muss der annehmende Elternteil das 21. Lebensjahr vollendet haben. Eine Altersobergrenze existiert hingegen nicht. Es wird lediglich empfohlen, dass das Alter der Adoptiveltern im Verhältnis zum Kind einem natürlichen Altersabstand entsprechen soll.
Sie können die Broschüre hier einsehen oder diese auch gedruckt anfordern

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