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14.11.2018
Bericht

Netzwerk zu mehr Qualität– der Arbeitskreis der Pflegekinderdienste im Rhein-Erft- Kreis

Die zehn Jugendämter des Rhein-Erft-Kreises haben vor achtzehn Jahren einen Arbeitskreis gegründet, um die Rahmenbedingungen der Pflegekinderhilfe in ihren Kommunen zu verbessern und gemeinsam Dinge zu ermöglichen, die ein einzelnes Jugendamt nicht schaffen könnte. Ein Höhepunkt dieses Netzwerkes war der gemeinsame Pflegefamilientag aller Kommunen des Rhein-Erft-Kreises.
Rhein-Erft-Kreis

Der Rhein-Erft-Kreis ist ein Landkreis in Nordrhein-Westfalen und umschließt westlich und südlich die Stadt Köln. Die beiden Flüsse Rhein und Erft haben ihm seinen Namen gegeben. In den zehn zum Kreis gehörenden Städte Bedburg, Bergheim, Brühl, Elsdorf, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim und Wesseling leben rund 465.000 Einwohner. Während der Großteil kommunaler Aufgaben von der Kreisverwaltung direkt erledigt wird, hat jeder dieser Städte für die Aufgaben der Kinder- und Jugendhilfe ein eigenes Jugendamt. In jedem dieser Jugendämter spielt natürlich auch die Unterbringung, Beratung und Begleitung von Kindern in Pflegefamilien gemäß § 33 SGB VIII eine große Rolle. Eine Stadt hat die Begleitung und Beratung auf einen Träger der freien Jugendhilfe übertragen.

Arbeitskreis Kinder in Pflegefamilien des Rhein-Erft-Kreises

Vor 18 Jahren gründeten die Pflegekinderdienste der zehn Städte den Arbeitskreiss AKKIP (Arbeitskreis Kinder in Pflegefamilien). In der Praxis der Pflegekinderdienste hatte sich gezeigt, dass es notwendig wurde, gleiche Arbeitsinhalte und Vorgehensweisen zu erarbeiten. Die Vermittlung der Pflegekinder war ohne Überschreiten der kommunalen Grenzen nicht mehr möglich. Auch die Vorbereitung und Fortbildung von Pflegeeltern war in einzelnen Kommunen nicht mehr zu leisten. Ebenso waren die Standards der Arbeit unterschiedlich.

So entschlossen sich die Pflegekinderdienste zu einer Bündelung ihrer Ressourcen und Möglichkeiten und vereinbarten im AKKIP gemeinsames tätig werden in enger Netzwerkarbeit. Dadurch wurden gute Angebote sowohl finanziell auch organisationsmäßig erst möglich.

Schwerpunkte des AKKIP sind:

  • Guter fachlicher Austausch der Pflegekinderdienste untereinander
  • Organisation von Vorbereitungsseminaren zweimal jährlich
  • Organisation von Fachtagen und Fortbildungen für die Pflegeeltern
  • Gemeinsame Fachtage und Schulungen für die Fachkräfte
  • Gemeinsam getragene Verbesserung von Rahmenbedingungen der Pflegekinderhilfe

Zurzeit hat der Arbeitskreis 21 Mitglieder, die fünfmal im Jahr in der zentral gelegenen Stadt Frechen zusammen kommen. Die Unterarbeitskreise mit einem vereinbarten Arbeitsauftrag treffen sich je nach Bedarf zusätzlich.

Kommentare von Mitglieder der AKKIP zur Arbeit und zum Inhalt des Arbeitskreises:

„Die Organisation übernehmen wir alle! Für besondere Aufgaben werden bestimmte Personen ernannt.“

„Hilfreich ist zum einen der fachliche Austausch mit manchmal auch kontroversen Diskussionen mit gegenseitigen „Erinnerungen“ an die Standards, die wir am liebsten einhalten würden. Ich finde, wir halten uns mit dem Arbeitskreis untereinander fachlich gut „auf Stand“ und versinken nicht in Haltungen wie: „Das haben wir immer schon so gemacht“.

„In unserem gegenseitigen Vertrauen helfen wir uns mit den FBBs aus und vermitteln untereinander auch die Pflegekinder.“

Pflegefamilientag im Rhein-Erftkreis

Die gemeinsame vertrauensvolle Zusammenarbeit führte im September dieses Jahres zu einem besonderen Höhepunkt: den Pflegefamilientag im Rhein-Erft-Kreis.

Hierzu gab es folgende Presseerklärung:

Erstmalig im Rhein-Erft-Kreis fand am vergangenen Samstag ein gemeinsames Sommerfest für alle Pflegefamilien des Kreises statt. Hierfür hatte die Gymnicher Mühle in Erftstadt ihren Wassererlebnispark und ihre naturpädagogischen Workshops den Pflegekinderdiensten zu guten Konditionen zur Verfügung gestellt. Über 400 Teilnehmer konnten zum Fest begrüßt werden.

Im Rhein-Erft-Kreis leben derzeit 427 Kinder in Pflegefamilien, davon 193 Kinder in Verwandten- oder Netzwerkpflege.

Eröffnet wurde das Fest von Herrn Landrat Michael Kreuzberg mit einer Dankesansprache an die Pflegefamilien für ihr außergewöhnliches Engagement. Verschiedene Vertreter aus Politik und Verwaltung der zehn Kommunen des Rhein-Erft-Kreises haben durch ihre Anwesenheit den Pflegefamilien Anerkennung und Wertschätzung entgegen gebracht. Als Ehrengast konnte Frau Henrike Hopp gewonnen werden. Sie hat durch ihren jahrzehntelangen professionellen Einsatz dazu beigetragen, dass sich die Rahmenbedingungen des Pflegekinderwesens bundesweit rechtlich, politisch und fachlich verbessert haben.

Nicht alle Kinder können bei ihren Eltern leben; die Gründe hierfür sind vielfältig. Ein fremdes Kind in seine Familie aufzunehmen ist keine Selbstverständlichkeit. Die Pflegefamilie gibt den Kindern Halt und Stabilität und ermöglicht es ihnen, in einem liebevollen familiären Umfeld aufzuwachsen. Der Kontakt zu ihren leiblichen Eltern soll wenn möglich, bestehen bleiben.

Hierbei werden die Pflegepersonen durch die Pflegekinderdienste beraten, begleitet und unterstützt. Zu weiteren Aufgaben der Pflegekinderdienste gehört die Gewinnung und Eignungsfeststellung von interessierten potentiellen Pflegepersonen. Verantwortlichkeit, Engagement, Belastbarkeit und Offenheit sind notwendige Voraussetzungen für die Aufnahme eines Kindes.

Die Familien, Fachdienste und Vertreter der Jugendämter feierten gemeinsam einen schönen sonnigen Tag. Dabei waren die Wasserattraktionen, der Märchenparcour und die Workshops in der Gymnicher Mühle waren ein voller Erfolg für die Kinder.

Für weitergehende Information stehen die Pflegekinderdienste der zehn Jugendämter des Rhein-Erft-Kreises gerne zur Verfügung.

Der Tag war einfach super!

Wetter gut, Treffpunkt großartig, Stimmung gelöst.

Pflegeeltern, Pflegekinder, Gäste aus der Kommunalpolitik, JugendamtsleiterInnen, Dezernenten, Vertreter von Beratungsstellen und Freien Trägern waren gekommen. 400 Teilnehmer verbrachten einen gelungenen Tag miteinander. Die Pflegeeltern hatten Zutaten für ein tolles Buffet mitgebracht. Die Damen der Pflegekinderdienste kümmerten sich um alles und jeden. Damit man sie gut erkennen und auch ungehindert ansprechen konnte, waren alle mit einem auffälligen roten Tshirt bekleidet. Zur Feier des Tages gab es dann auch noch das entsprechende Foto mit mir als Ehrengast.

Dieser Tag war ein guter Beweis der gelungenen Netzwerkarbeit des Arbeitskreises. Wieder hatte man gemeinsam etwas auf die Beine gestellt, was einem einzelnen Kreisjugendamt niemals möglich gewesen wäre. Die Ansprachen an diesem Tag zeugten auch von dem Respekt und der Anerkennung, welche dem Arbeitskreis in den Städten entgegen gebracht wird. Mit diesem Pflegefamilientag stellte sich auch der AKIPP in einer bisher nie gesehenen Deutlichkeit dar.

Ich fand es beeindruckend zu erleben, wie Praktiker vor Ort Rahmenbedingungen und Standards der Arbeit verbessern, indem sie miteinander etwas wollen, etwas deutlich kund tun, sich ihrer Arbeit in großer Verantwortung stellen und auch noch erreichen, dass darüber gesprochen und berichtet wird.

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