Die Bedeutung des Bindungskonzeptes im Bereich des Pflegekinderwesens
Zusammenfassung eines Referates als Power-Point-Präsentation vom Fachkongress: Kinder in Pflegefamilien: Chancen, Risiken, Nebenwirkungen vom 10./11. Dezember 2008, Bonn
Veranstalter: DJI Deutsches Jugendinstitut und DIfJuF Deutsches Institut für Jugendhilfe und Familienrecht
Im Rahmen der Abschlusstagungen des Projektes „Vormundschaft im Wandel“ werden zentrale Forschungsergebnisse vorgestellt und mit Fachkräften in der Vormundschaft diskutiert. Das Projekt hat sich mit der Ausgestaltung von Vormundschaftsprozessen aus Sicht der Kinder und Jugendlichen befasst. Leitend war die Frage: Wie gestaltet sich eine Beziehung zwischen Mündel und Vormund und welche Möglichkeiten zur Gestaltung und Beteiligung im Rahmen der Vormundschaft ergeben sich für den Mündel – und zwar sowohl aus der Perspektive des betroffenen Kindes und Jugendlichen selbst als auch aus der Perspektive ihrer Vormünder_innen und Hauptbezugspersonen?
Auf der Grundlage aktueller Erkenntnisse der Bindungsforschung, tiefenpsychologischer und sozialpädagogischer Ansätze erläutert die Referentin, wie die Bedürfnisse von Pflegekindern zu verstehen sind und welche Bindungsangebote sie in der Beziehungsentwicklung zu ihren Pflegeeltern benötigen.
Jeder hat verstehbare Gründe so zu sein, wie er ist. Dieser Grundsatz trifft auf alle Menschen zu und hat im Pflege- und Adoptivkinderwesen eine besondere Relevanz. Unvereinbar scheinende „gute Gründe“ der Pflegekinder, -eltern, der leiblichen Eltern u.a. treffen aufeinander. Das „Konzept des guten Grundes“ hilft, die unterschiedlichen Gründe zu verstehen und kann einen nährhaften Boden zum Wohl der Kinder bereiten. In Vorträgen aus unterschiedlichen Perspektiven wird ein solches Verstehen ermöglicht und Pläne für einen hilfreichen Alltag entwickelt
Im Interview erklärt Susanne Lambeck, Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis, mit dem Schwerpunkt Pflegekinder mit Behinderung, was passiert, wenn Kinder sich sicher und geschützt fühlen und was passiert, wenn dies nicht der Fall ist.
Eine verlässliche Elternschaft kann auch unter schwierigsten Lebensbedingungen gelingen, wenn Mütter und ihre Kinder eine frühzeitige und intensive Unterstützung erhalten. Das zeigen die Evaluationsergebnisse aus dem NZFH-Modellprojekt „Wie Elternschaft gelingt“ am Standort Hamburg.
Behütete Kinder erleben in ihrer Entwicklung in den ersten Lebensjahren dass das Grundbedürfnis von Zugehörigkeit durch das fürsorgliche und angemessene Verhalten der Eltern wachsen kann. Sie fühlen sich den Eltern nahe, entwickeln Bindung und Vertrauen und entwickeln ein Gefühl von Nähe zu Vertrautem und Distanz zu Fremden. Diese Distanz zum Fremden entwickelt sich aus dem Wissen um die Nähe zum Vertrauten. Aus dem Vertrauten heraus betrachte ich mit Distanz das Neue und Fremde und entscheide dann, ob ich mich diesem Fremden nähere.
Kinder kommen in Pflegefamilien, um dort wieder hilfreiche Bindungen aufbauen zu können. Bindungen zu neuen wichtigsten Bezugspersonen bewirken dann die Möglichkeit, auch Beziehungen zu anderen Menschen aufzunehmen. Beziehungen sind unumgänglich notwendig, um sozial angemessen in der Gesellschaft leben zu können.
In den letzten Jahren/Jahrzehnten hat sich die Sichtweise über die Frage der Bedeutung der Herkunft für Adoptiv- und Pflegekinder verändert. Während man vor vielen Jahren noch fest an die allein selig machende und allein wirkungsvolle Prägung durch Erziehung glaubte, wissen wir heute, wie deutlich wir durch die Gene unserer Eltern geprägt werden und wie bedeutsam die Art des Aufwachsens in den ersten Lebensjahren ist.
Noch weitere Pflegefamilien gesucht, die sich beteiligen möchten!
Ziel des Forschungsvorhabens der Uni Köln - Prof. Schleiffer- ist es, diejenigen Faktoren herauszufinden, die es dem Kind trotz der häufig belastenden Vorerfahrungen ermöglichen, eine sichere Bindung an ihre Pflegeeltern aufzubauen.
Misshandlung und Vernachlässigung in der Kindheit hinterlassen oft lebenslange Spuren. Kann das Kind keine sichere Bindung aufbauen, sind auch zukünftige Beziehungen des Kindes oft unbefriedigend. Eine Eltern-Kind-Psychotherapie kann hier helfen und vorbeugen. Sheree L. Toth und Julie Gravener vom Mount Hope Family Center in Rochester, New York, USA, geben einen Überblick über bisherige Erkenntnisse.
Pflegekinder und Adoptivkinder sind erst einmal KINDER. Auch in der Schule. Sie sind Kinder in besonderen Lebenssituationen – so wie es ein weiterer Teil der Kinder in der Klasse auch sind - z.B. Kinder von Alleinerziehenden, Migrantenkinder, Kinder in Armut, vernachlässigte Kinder, Kinder mit Gewalterfahrung.