Sie sind hier

Basiswissen

Aufgabe und Verantwortung der Selbsthilfeverbände

In ihrer Öffentlichkeitsarbeit machen die Verbände deutlich, dass Kinder ein Recht haben in Familien aufzuwachsen – und wenn sie nicht in ihren Ursprungsfamilien leben können, dann eben in Adoptiv- oder Pflegefamilien. In allen Satzungen und Flyern der Adoptiv- und Pflegefamilieverbände steht geschrieben, dass sie Familien für die Aufnahme von Kindern interessieren wollen.

In ihrer Öffentlichkeitsarbeit machen die Verbände deutlich, dass Kinder ein Recht haben in Familien aufzuwachsen – und wenn sie nicht in ihren Ursprungsfamilien leben können, dann eben in Adoptiv- oder Pflegefamilien. In allen Satzungen und Flyern der Adoptiv- und Pflegefamilieverbände steht geschrieben, dass sie Familien für die Aufnahme von Kindern interessieren wollen.

Um Familien für Adoptiv- und Pflegekinder zu finden, betreiben die Verbände „Werbung“.
Sie berichten Interessierten über ihre Arbeit, stehen an Ständen, nehmen teil an Familientagen und Tagen der offenen Tür, machen Interviews in Fernsehen, Rundfunk, Zeitschriften und Internet. Darüber hinaus kooperieren besonders die örtlichen Initiativen mit ihren Jugendämtern wenn diese selbst Werbungsaktionen betreiben.

Pflegeeltern sind die besten Werber

Die erfolgreichsten Werber für neue Pflegefamilien sind Pflegeeltern selbst. Manche Pflegeeltern sind schon als Kinder mit Pflegegeschwistern aufgewachsen und führen diese Erfahrung jetzt als Eltern weiter. Und nicht nur sie allein, auch ihre Geschwister nehmen wieder Pflegekinder auf, eben so wie es die vorherige Generation schon tat. Eine Vielzahl von Pflegeeltern sind durch Freunde und Bekannte ermuntert worden ein Pflegekind auszunehmen. Wieder andere besuchen Treffen der Pflegeeltern, kommen in Gesprächskreise oder rufen bei den Initiativen an, um sich bei Menschen, die diese Aufgabe unmittelbar machen hautnah zu informieren.

Werbung unter allen Umständen?

Obwohl wir alle uns dem Grundgedanken „Familie für Kinder“ zutiefst verpflichtet fühlen, erleben wir manchmal Momente und Situationen, in denen wir uns fragen, ob wir es überhaupt noch verantworten können, Menschen zur Aufnahme von Pflegekindern zu ermutigen.

Verantwortung für zukünftige Pflegeeltern

Gerade die Pflegeeltern selbst wissen, wie schwierig, wie heikel, wie anstrengend, wie nervig Situationen in Pflegefamilien sein können. Pflegeeltern sind Eltern aus Leidenschaft und Überzeugung. Sie investieren viel Gefühl, viel Kraft, unendliche Energie, viel Geduld und viel Liebe in die Entwicklung ihrer Pflegekinder. Und weil sie all dies tun und all dies wissen, erwarten sie auch, dass die Bedingungen, unter denen sie die Kinder in ihre Familien aufnehmen, förderlich für ihre Familien sind – oder realistischer ausgedrückt – zumindest ihren Familien nicht schaden werden.
Initiativen und Verbände der Pflegefamilien empfinden auch Verantwortung für zukünftige Pflegefamilien. Sie wollen nicht einfach nur Familien für Pflegekinder finden, sie wollen, dass diese Familien ihrer Aufgabe auch gerecht werden können. Wir alle wissen, dass diese Aufgabe im hohen Maße von den Persönlichkeiten der Pflegeeltern abhängt, aber wir wissen ebenso, dass die Persönlichkeit nur EIN Faktor in einer Sammlung ineinander passender Faktoren ist.
Pflegeeltern sind zu der Überzeugung gelangt, dass sie nicht in jedem Fall Pflegeeltern werben sollten, sondern dies nur noch dann tun dürfen, wenn die Pflegeeltern Rahmenbedingungen für sich und ihre Kinder bekommen, die ihnen die Erfüllung ihrer Aufgabe überhaupt erst ermöglichen können.
Sie wissen, wie notwendig gute Vorbereitung, Vermittlung und Begleitung der Pflegefamilien sind . Häufig werden (Alltags)Probleme, die durch die Aufnahme eines Pflegekindes in der Pflegefamilie entstehen können, nicht wahrgenommen:

Beispiele:

  • Eine Pflegemutter in (Teilzeit)Berufstätigkeit betreut ein Pflegekind, welches immer wieder erkrankt und sie das Kind zuhause versorgen muss. Eine solche Anhäufung von Fehlzeiten im Beruf kann zu Entlassungen führen.
  • Haftpflichtschäden innerhalb der Pflegefamilien sind häufig nicht abgesichert und werden nicht erstattet. Für wirklich große Schäden z.B. Personenschäden innerhalb der Pflegefamilie müssen sich die Pflegeeltern selbst absichern.
  • Einmal gewährte Beihilfen werden aufgrund knapper Kassen gestrichen oder verringert.
  • Bisherige Hilfen werden gestrichen – Hilfe ist nicht mehr verlässlich für die Pflegefamilie und Pflegeeltern fühlen sich zu Bittstellern degradiert.
  • Bei der Vermittlung erfolgte Vereinbarungen werden infrage gestellt – bis dahingehend, dass Vermittlungen in Sonderpflege nicht mehr als Sonderpflegestellen sondern als normale Pflegestellen weitergeführt werden.
  • Behinderte Kinder, die im Rahmen von Jugendhilfe untergebracht wurden, werden aus der Jugendhilfe herausgelöst. Für die weitere Unterbringung stehen die Bedingungen des SGB XII zur Verfügung. In einem Fall bedeutete dies für die Pflegefamilie eine finanzielle Rückstufung von 900 € Sonderpflege zu 330 € Unterbringung SGB XII.
  • Pflegeeltern wollen/können/sollen sich aus finanziellen Gründen nicht von ihren Pflegekindern trennen und wollen weiter Familie für dieses Kind sein. Sie fühlen sich jedoch dann häufig moralisch erpresst und über den Tisch gezogen. Sie verlieren ihr Vertrauen in die helfenden Institutionen.

Die starke kommunale Eigenständigkeit führt zu sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen, sowohl was Finanzen, Hilfen, Betreuung und Image angeht.
Die Betreuung der Pflegekinder schwankt in ihrer Qualität und Quantität extrem.

Wohl den Pflegefamilien, die an einem für die Pflegefamilie förderlichen Wohnort zuhause zu sind. – Wir sprechen schon vom „Glück des Wohnortes“.

Ich glaube, es wird Zeit, dass wir notwendige Standards an Sicherheit und Verlässlichkeit für die Pflegekinder und ihre Pflegefamilien als Voraussetzung für unsere Arbeit einfordern.

Es ist eine Herzensanliegen, Familie für Kinder zu werben – aber wir alle müssen es auch verantworten können.

Letzte Aktualisierung am: 
26.03.2013

Das könnte Sie auch interessieren

Basiswissen

Betroffenenorganisationen

In der Regel ist es für Adoptionsbewerber/innen sinnvoll, Kontakt zu erfahrenen Adoptivfamilien aufzunehmen. Bundesweit haben Adoptivfamilien sich in Selbsthilfeorganisationen und -gruppen organisiert.